Durch`s Chianti Classico-Gebiet…

20. August 2020 0 Von Hans Fischaleck

Die Toskana ist schön – ohne Zweifel. Viele Superlative passen hierher. Wer an die Toskana denkt, stellt sie sich sicherlich im Sonnenschein vor. Wir auch. Aber auch die Toskana, der Wein, die Oliven, das Getreide, das Gemüse – alles braucht auch Regen. Und wir erlebten die Toskana mal ohne Sonnenschein…

Der Start am Dienstag erfolgte bei der Brücke über die Pesa in Bargino, wo unsere gestrige Tour endete. Wir waren früh unterwegs, um der Hitze des Tages zu entgehen.

Gabionen sind keine Erfindung der Moderne – diese Gabionen am Ufer der Pesa sind schon älteren Datums, aber irgendwie schlüssig…
Unsere Wege sahen mal so aus…
.. mal so…

Womit wir nicht gerechnet hatten: Es zog sich ein Gewitter zusammen, und diese Spannungen übertrugen sich auch auf die Insekten am Fluß entlang. Ständig wurden wir von Bremsen attackiert, Mücken verfingen sich in den Haaren (zumindest bei mir, Sepp hat ja einen 8-mm-Schnitt!), und wir waren froh, als wir bei Sambuca wieder auf die SP 94 biegen konnten. Die war heute zum Glück fast leer, wir konnten – wieder einmal seit langem – nebenher auf der Straße gehen.

Gewitterstimmung in der Toskana…

Wir bewegen uns seit gestern im Chianti-Classico-Gebiet, dessen Symbol der schwarze Hahn auf den Weinflaschen ist. Die Haupttraube ist hier der Sangiovese, übersetzt das Blut des Jupiter (sanguis, lat. Blut, Iovis, lat. Jupiter). An manchen Abenden habe ich es wohl auch in den Adern (:-).

Der Gallo nero, der schwarze Hahn, ist das Markenzeichen des Chianti-Classico-Gebietes. Man findet ihn am Etikett am Flaschenhals

Hoch oben liegt San Donato in Poggio, dorthin steuern wir. Auf dem Weg sehen wir im Westen dunkle Wolken, hören das Grollen des Donners und sehen auch ab und zu einen Blitz aus dem Augenwinkel.

Die Kirche von San Donato in Poggio von unten…
… und auf Augenhöhe

In einer Bar trinken wir einen Cafè und tanken einen halben Liter Aqua frizzante nach. Dann beginnt es zu regnen. Zunächst nicht so fest, dass wir uns abhalten ließen, aber auf dem Weg nach Madonna di Petracupa wurde es immer nässer, aber die Luft blieb warm. So stapften wir durch den toskanischen Regen, völlig durchnässt, aber nicht unzufrieden.

Diese Seiltänzerin in San Donato in Poggio ließ sich vom Regen nicht abhalten…

Es ging steil bergab, dann steil bergan, auf einem Wanderweg, der uns auch die Hinterseite der Toskana zeigte: Viel Wald und Gestrüpp, dazwischen wieder Olivenhaine und Weinberge, wo man sich fragte, wie die Bauern ihre Felder erreichen. Wir waren auf der Weinstraße unterwegs, wie uns ein Schild unmissverständlich aufzeigte.

Dieses Schild weist uns den Weg – auch Pilger trinken Wein, um die nötige Energie zu beschaffen…
Straßenschild zum Chianti-Gebiet: Da geht es um Millimeter, wer den Gallo nero nutzen darf, und wer nicht..

Die Einwohner des Chianti-Classico sind stolz auf Ihre Erzeugnisse, das vermitteln sie sogar den Autofahrern.

Der Wald dampfte auf Grund des Regens, und so haben bestimmt noch nicht viele die Toskana gesehen. Und die Bremsen zeigten, dass sie vorher lediglich harmlos waren! Es war ein dauerndes Um-sich-Schlagen, das so mancher Bremse den Weg in die ewigen Jagdgründe ebnete.

Nebel im Bayerischen Wald – Quatsch! Toskana im Sommerregen

Immer wieder Donnergrollen über uns, aber wir halten durch. Der Regen wird leichter, und kurz nach Mittag erreichen wir die SP 101, die uns nach Castellina in Chianti bringen soll. Plötzlich setzt ein warmer Wind ein, wischt die Wolken weg, und wir gehen die letzten Kilometer im strahlenden Sonnenschein.

Toskana nach dem Gewitterregen

Beate holt uns am archäologischen Museum in Castellina in Chianti ab. Morgen früh bringen wir sie zum Bahnhof, ihre Mission ist dann zu Ende. Dann übernehmen Lisa und Lukas.

Übrigens: Castellina in Chianti ist eine sehr liebens- und lebenswerte Stadt: Tolle Ausblicke (bis nach San Gimignano), genügend Bars und Restaurants (ohne zuviel Tourismus), und eine gute Weinhandlung, in der auch regionale Weine angeboten werden. Rudi und Florian Schneider vom Weinhaus Deutter in Landshut haben Weine aus dieser Commune: Rocca delle Macie! Wir sind daran vorbeigegangen (die Betonung liegt auf „vorbei“), haben aber die Tatsache durchaus registriert. Von jetzt an wird mir der Rocca delle Macie noch besser schmecken…