Richtung Florenz…
Der heutige Tag war – im Gegensatz zu gestern – ohne größere Höhepunkte. Wir mussten von Montepiano aus ungefähr 500 Höhenmeter nach unten, um in das Tal des Arno zu gelangen. In Montepiano war heute Marktsonntag, was zu kleineren oder auch größeren Verkehrsbehinderungen führte. Im Vorbeigehen bekam ich die angebotenen Waren mit. Die Leute drängten sich hier, obwohl die feilgehaltenen Dinge im täglichen Leben niemanden unterm Ofen vorlocken würden. Das finde ich immer phänomenal: Krusch im Kaufhaus kauft keiner, Krusch am Markt ist der Renner!! So sind die Leute gestrickt!
Aber unsere heutige Etappe hatte durchaus noch anderes zu bieten: Eine Quelle an der Straße nach Mangona zog einige Leute an, die hier ihr Wasser holen. Ein Mann grüßte sehr freundlich zurück, und stellte fest, dass Ratisbona ja in Deutschland sei – Du meine Güte, so weit?? Wir verbesserten, dass Ratisbona in Baviera liegt, was aber der Anerkennung nur noch mehr Schub verleihte: La Bavierea – bella!! Das versuche ich meinen norddeutschen Kollegen schon seit Jahrzehnten beizubringen. Da könnten sie sich mal eine Scheibe abschneiden…
Wir kamen auf die Höhe der sogenannten „Gotenlinie“, eine Kampflinie im 2. Weltkrieg, auf die sich die Deutschen zurückgezogen hatten. Von hier aus hatte man sagenhafte Ausblicke auf den höheren Apennin, und plötzlich gab es ganze Waldungen, die nur aus Fichten bestanden. Das hatten wir vorher noch nie gesehen!
Nebenher konnten wir reife Brombeeren pflücken, die wesentlich süßer sind als unsere Brombeeren zu Hause. Und es gab sie im Überfluss…
Heute war ja „Ferragosto“ in Italien, uns störten auf der SP 1 zunächst nicht viele Autos. Und es ging immer bergab, was für meine Schienbeinmuskulatur nicht immer so passend war. Auch die Temperatur nahm mit sinkenden Höhenmetern zu, der Wind dazu verhielt sich reziprok (muss ich das jetzt erklären??). Unser Mittagsziel war der Lago di Bilancino, und den sahen wir tatsächlich schon von Weitem.
Bevor wir die Ebene erreichten, gab es noch mehrmals einen Blick auf die Autobahn Bologna-Firenze, die ich schon so oft gefahren bin. Nie hätte ich gedacht, dass ich von oben einmal auf diese Trasse schaue, während ich zu Fuß nach Rom unterwegs bin.
Die 500 Höhenmeter spürten wir, weil sie auf relativ kurzer Distanz erfolgten. Aber dann waren wir nicht nur politisch, sondern auch landschaftlich in der Toskana angekommen. Die Hitze nahm zu, die Wasservorräte nahmen ab.
So gingen wir über Barberino di Mugello und Cavallina weiter nach Süden, nach Calenzano. Die Bergstrecke zwischen Cavallina und Croci di Calenzano scheint für Motorradfahrer besonders reizvoll zu sein. Jedenfalls nervten uns hier Hunderte mit ihren zweifelhaften Fahrkünsten. Im Norden sah es nach Gewitter aus, aber uns brannte die Augustsonne unbarmherzig ins Gesicht.
Der Anstieg nach Le Croci die Calenzano hatte es noch einmal in sich, aber dann ging es nur noch bergab, in das Tal des Arno. Schon bald erblickten wir die ersten Häuser von Florenz und Prato…