Immer am Gleis entlang, Richtung Apennin…

11. August 2020 1 Von Hans Fischaleck

Heute Morgen mussten wir in Crevalcore unseren Marsch außerhalb des Stadttores aufnehmen, da wegen des Markttages das Tor geschlossen war. So beginnt der heutige Tag mit einem Blick durch das östliche Stadttor in der Morgensonne. Heute sollte der Tag der Eisenbahn werden. Da wir ungern auf einer Strada statale oder Strada provinciale gehen, suchen wir alle möglichen Schlupflöcher. Und Sepp hatte herausgefunden, dass es von Crevalcore aus bis nach San Giovanni in Persecito einen Weg neben den aktuellen Gleisanlagen der Strecke Verona-Bologna geben soll. So machten wir uns auf den Weg Richtung Eisenbahn.

Blick in die Stadt Crevalcore von Osten aus in der Morgensonne

Wir fanden nicht gleich den Einstieg, aber dann haben wir sie gefunden: Die alte Trasse der Bahn zwischen Verona und Bologna lief gleich neben der neuen Schnellfahrstrecke. Ein Freccargento der italienischen Bahn benötigt kaum 30 Minuten für diese Strecke. Einige davon haben wir gesehen. Allerdings war dieser Weg nicht unbedingt aufgeräumt. Er war schon länger nicht mehr benutzt worden, aber wir fanden Abdrücke von Montainbike-Rädern, was dafür sprach, dass der Weg nicht nach 100 Metern wieder zu Ende ist.

So sah die alte Trasse aus: Hier eine Brücke der ehemaligen Strecke
Hauptsache auf keine Staatsstraße: Die Wege waren nicht immer so schön, aber schnurgerade. Umwege musste man hier nicht machen

So kamen wir zügig vorwärts, an Crocetta und Piolino vorbei, nach San Giovanni in Persiceto. Diese Stadt mit knapp 30.000 Einwohnern liegt nur noch 21 Meter über dem Meeresspiegel und heißt im einheimischen Dialekt San Zvan. Mit ist schon aufgefallen, dass in dieser Gegend die Leute statt „buon giorno“ auch „bon di“ sagen. Das kenne ich aus dem Friaul, das ist wohl ein gallo-italienischer bzw. rätoromanischer Dialekt, der sich hier gehalten hat.

San Giovanni in Persiceto in der Dialektform. Da könnte man doch leicht bei uns auch „Neifing“ und „Erweschboch“ schreiben… (:-))

Auf dieser Tafel steht übrigens auch, dass man die heimischen Dialekte schützen will, und daher die Namen zweisprachig angibt. Da sind wir weit weg davon. Ich bin künftig für bayerische Namen, dann finden uns nicht so viele Preussen… (:-))

Im Übrigen zeugt eine Tafel am Ortsanfang davon, dass in dieser Stadt ein historischer Karneval stattfindet. Und das Stadttor trägt eine Tafel mit einer Widmung an Garibaldi, der in Italien allgegenwärtig ist.

Das Stadttor in San Giovanni in Persiceto

Beim Eintreffen in der Stadt von Osten her fällt gleich ein riesiger Bauklotz auf: Das Lagerhaus oder die „Baywa“ von San Zvan.

Lüftlmalerei an der „Baywa“ in San Giovanni in Persiceto: Ähren und Weinreben

Da der Schutzpatron dieser Stadt Johannes der Täufer ist, und ich ebenso ein „Sommer-Hans“ bin (wie übrigens der Braumiller Hans auch!), besuchte ich natürlich die Kirche San Giovanni Battista im Ortszentrum. Habe selten eine stimmigere Kirche gesehen als hier.

San Giovanni Battista im Zentrum von San Giovanni in Persiceto
Das Innere der Kirche, italienischer Barock

Nach einer kurzen Verschnaufpause in einer Bar mit Nachladen von Wasser ging es zu Fuß abermals über die lange Via Bologna und einer Seitenstraße zum Bahngleis: Auch hier sollte man der alten Bahntrasse nach Madonna del Poggio und San Giacomo del Martignone folgen können.

Nach etwa einem Kilometer waren Bauarbeiter unterwegs, die uns bedeuteten, dann man nicht mehr weitergehen könne, weil hier Kabel verlegt werden. Das hatten wir schon gesehen, aber da stören doch zwei Fußgänger nicht! Wir verließen trotzdem den Bahndamm, um über eine Seitenstraße einen Kilometer weiter wieder auf den Damm zu klettern. Das war ein wenig abenteuerlich, aber erfolgreich!!

Durchschlagübung zum Bahndamm…

Auf dieser Trasse gelangten wir bis nach Osteria nuova, einer Satelitenstadt von Bologna. Hier hatte man eine – durchaus ansehnliche – Alternative zum Stadtrand von Bologna geschaffen, mit einer modernen Eisenbahnstation. Fahrt nach Bologna Centrale: 10 Minuten.

Dann ging es – leider – nur noch auf der Staatsstraße weiter bis Bargellino, unserem heutigen Tagesziel. Der Ort liegt direkt hinter bzw. vor der Landebahn des Flughafens. Die Flugzeuge zogen über unsere Köpfe hinweg.

Ein Flugzeug überfliegt uns nach dem Start in Bologna

Und noch etwas ist uns seit Längerem aufgefallen: Noch nie haben wir so viele verlassene und verfallene Bauwerke gesehen wie in der PoEbene. Das betraf nicht nur kleine Häuser, sondern vor allem Gutshöfe und Land-häuser. Hier eine kleine Auswahl, da zieht es einem das Herz zusammen…

Ein verlassener Gutshof mit Hauskapelle….
Ein nobler Landsitz….
Es betrifft auch Kirchen…
Da war auch mal was…