Ein Sonntag im Trentino

2. August 2020 5 Von Hans Fischaleck

Heute war wieder einmal ein Ruhetag angesagt. Nach den Strapazen der letzten Tage mit Temperaturen über 35 Grad war wieder mal Fußpflege fällig. Aber nicht nur – wir nutzten die Zeit, um einige interessante Dinge in der Umgebung näher zu erkunden.

So entdeckten wir eine Seilbahn, die hinter der Kirche von Mezzocorona auf den Monte Mezzocorona fährt. Der ist mit 891 Metern nicht spektakulär hoch, aber die Seilbahn überwindet die Distanz von 623 Metern in drei Minuten, und ohne eine einzige Stütze dazwischen. Von oben bietet sich ein herrlicher Blick auf das Etschtal Richtung Trient.

Die Gondel fasst nur 4 Personen – oder 625 kg!!
Mundschutz ist auch hier angesagt!!!
Von oben bietet sich ein herrlicher Blick hinunter auf Mezzocorona, im Hintergrund ist rechts Lavis, links sind bereits die Häuser von Trient zu erkennen

Nach einem kleinen Frühschoppen oben im „Tre cime“ ging es wieder bergab, und anschließend gleich hinüber nach San Michele all`Adige. Der Ort entwickelte sich rund um das kunst-, kirchen- und landesgeschichtlich bedeutsame, ehemalige Augustiner-Chorherrenstift St. Michael. Das Kollegiatstift wurde 1144/45 von den Grafen von Eppan aus der Burg Hocheppan mit Assistenz des Trienter Bischofs Altmann oberhalb des alten Zusammenflusses von Etsch und Noce begründet. Das Stift war, ähnlich den Südtiroler Konventen von Neustift bei Brixen und Au bei Gries-Bozen, Teil der von der Erzdiözese Salzburg unter Konrad I. ausstrahlenden Kanonikerreform. Es wurde 1807 im Zuge der Säkularisation aufgehoben (aus „Wikipedia“).

Die Fasade des ehemaligen Chorherrenstifts….
… und die schöne Kuppel des Kirchenschiffs. Der Stuck erinnert stark an die Stuckatur im Passauer und im Salzburger Dom
Sepp zeigt Karl die Bergstation der Mezzocorona-Bahn, die man von der Kirchentreppe in San Michele aus gut sieht

Auf dem Weg nach Rovereto, wo unsere nächste Herberge ist, muss man an Trient vorbei. Nein, nicht vorbei, da muss man unbedingt hin!! Der Dom ist ein Wunderwerk der Romanik, hier fand das Konzil von Trient in den Jahren 1545 bis 1563 statt. Es ging um nicht weniger, als Antworten auf die Lehren der Reformation zu finden.

Die Piazza Duomo im Zentrum von Trient, rechts ist ein Teil des Domes zu sehen
Die Rückseite des Doms mit seinen romanischen Bögen und der oktogonalen Kuppel

Leider ist der Dom im Inneren derzeit weitgehend eingerüstet. Dennoch lohnt ein Besuch. Interessant ist die Krypta, die bis auf das 4. und 6. Jahrhundert zurückgeht.

Der Hochaltar unter der Vierungskuppel, dahinter die Rosette des Querschiffs

Irgendwie ist Bayern nicht so weit weg von Trient, wie man denkt – zumindest nicht, was die Bierkultur anbelangt.

Wir sind hier nicht am Donaudurchbruch…
… auch nicht in Regensburg: „Das Bier, das uns zu Freunden macht“. Da haben die Werbetexter allerdings nicht unrecht.

Als wir nach Rovereto weiterfuhren, hatte Karl noch eine Idee: Die Friedensglocke von Rovereto. Ich hatte keine Ahnung, worum es sich hier handelt. Jetzt weiß ich mehr: Es ist eine Glocke, die aus den Kanonen verschiedener Teilnehmerländer des 1. Weltkriegs gegossen wurde und täglich mit 100 Glockenschlägen zum Frieden mahnt – eine tolle Idee!! Heute Abend hören wir sie schlagen…

Die Friedensglocke von Außen…
… und von unten. Die Glocke wiegt 26.600 kg, der Schlegel selbst 600 kg. Es ist die fünftgrößte freischwingende Glocke der Welt!

An Rovereto rast man meistens auf der Autobahn vorbei. Tatsächlich sind die Außenbezirke nicht sehr einladend. Aber im historischen Zentrum gibt es doch das eine oder andere Kleinod zu entdecken.

Die Sparkasse von Rovereto mit „oberbayerischer Lüftlmalerei…“
Die Friedensglocke steht auf einem Hügel, unten ist Rovereto zu erkennen