Vom Achensee ins Inntal
Der Start heute in Achenkirch hatte für uns eine Überraschung bereit: Unser langjähriger Weggefährte Norbert Dorn erwartete uns an der Kirche in der Ortsmitte, um mit uns ins Inntal zu wandern. Mit Norbert habe ich viele Berührungspunkte, ob das der Kirchenchor ist oder der Montefiasconechor oder das Weinseminar an der VHS. Mit ihm gingen wir heute unsere kurze Etappe nach Jenbach, wo das Tagesziel lag. Aber Norbert hatte noch eine andere Überraschung bereit, eine richtige Wegzehrung für Pilger: MALLERSDORFER KLOSTERBIER!!!! Nie war mir der Kopf von Schwester Doris sympatischer als heute, als ich die kühle Halbe Zoigl in der Hand hielt. Wir stießen damit auf unsere gemeinsame Pilgerschaft an.
Mit dieser Stärkung war auch der Rest des Tages kein Problem. Wir gingen die alte Achenseestraße entlang, teilweise auch direkt am See, wo teilweise schon richtig Trubel herrschte. Aber diese beschauliche Landschaft beruhigt ungemein, entschleunigt. Wasser ist einfach eines der vier Grundelemente.
Auch noch so kleine Fleckchen werden am See ausgenutzt. Überall, wo ein halber Quadratmeter Stein ist, liegt ein Handtuch. Und wenn die Steine ausgehen, dann kommt man auf phantasievolle Alternativen.
Nach einer Stärkung im Restaurant Klingler packten wir den zweiten Teil unseres Tagespensums an. Wir wählten die Alternative an der Achenseebahn, die derzeit coronabedingt nicht in Betrieb ist.
Auf diesem Weg gelangten wir nach Eben, wo wir einen Abstecher in die Pfarrkirche machten. Eine fast schon rokkokohafte Pracht erwartete uns dort. Die Kirche ist der Heiligen Notburga geweiht, deren Gebeine bis ins 18. Jahrhundert im Presbyterium ruhten. Die Grabplatte trug die Jahreszahl 1313 – da war auch die Schlacht von Gammeldorf (s. Blogeintrag). Ein Adeliger meinte, die Gebeine in einer Nische einer angebauten Kapelle beisetzen zu müssen.
Außerdem machten wir einen Wegweiser aus, der auf den Abstieg nach Jenbach über den Kreuzweg hinwies. Interessant, da wir hier keine Touristen entdeckten.
Über die gemähte Wiese führte der Pfad in den Wald. Allerdings war uns ziemlich schnell klar, warum hier keine „normalen“ Touristen herumturnten: Der Kreuzweg war nicht nur in 14 Stationen aufgeteilt, sondern auch dem Wesen nach ein Kreuzweg. Wir überlegten, ob wir lieber bergauf oder bergab gehen würden – ich ging ihn dann teilweise rückwärts bergab. Ob hier am Karfreitag wirklich eine Prozession stattfindet? Nichts für Fußkranke und Altersschwache, das ist meine heutige Diagnose! Aber einen ersten schönen Ausblick auf das Inntal erhaschten wir doch.
Dann erreichten wir Jenbach. Als erstes fiel uns ein Schild ins Auge, das wir nicht recht zu interpretieren wussten: Bayerische & Tiroler Sensenunion. Das hat nichts mit Andreas Hofer zu tun, sondern mit dem Umstand, dass es überall da, wo Wasserkraft eingesetzt werden konnte, auch Sensenschmieden gibt. Und Wasser gibt es genügend in Bayern und Tirol.
Und noch etwas ist uns aufgefallen: Der Klimawandel hat auch in Tirol Einzug gehalten. Am Wege stand eine Hanfpalme im Freien, ohne Topf. Das gab es bislang nur in Frankfurt oder in Bozen, jetzt auch in Jenbach, wo wir auch viele Aprikosen- und Pfirsichbäume entdeckten – in 563 Metern Höhe.
Dann verabschiedeten wir Norbert am Busbahnhof in Jenbach. Wir besuchten noch das Zentrum von Jenbach mit dem Gemeindeamt und der Pfarrkirche, und deckten uns noch mit einem Zweigelt aus dem Holzfass von Jurtschitsch ein.
Vielen Dank für den Reisebericht u.die schönen Fotos. Weiterhin alles Gute für Euch. Grüsse aus dem Allgäu von Bärbel ( Schwester von Norbert).
Lieber Hans, lieber Sepp,
die Pilgerschaft mit Euch war einfach wunderschön – die gemeinsame Zeit mit Euch, das Austauschen von Erinnerungen, die Überlegungen und Planungen im bzw. für den Vorruhestand, die Dankbarkeit, so ein Pilgerprojekt machen zu können und dann auch noch Schwester Doris in der schönen See- und Bergwelt an seiner Seite zu haben, mehr braucht´s nicht. Mit dem MALLERSDORFER KLOSTERBIER in meinem Rucksack bekam die Aufforderung aus dem Galaterbrief „Einer trage des anderen Last“ für mich insgeheim eine humorvolle Bedeutung. Ich wünsche Euch viel Ausdauer, die Euch nach Rom trägt.
Inspiriert von dem kurzen Pilgerweg grüßt Euch herzlich Euer Wegbegleiter
Norbert