Vom Achensee ins Inntal

21. Juli 2020 2 Von Hans Fischaleck

Der Start heute in Achenkirch hatte für uns eine Überraschung bereit: Unser langjähriger Weggefährte Norbert Dorn erwartete uns an der Kirche in der Ortsmitte, um mit uns ins Inntal zu wandern. Mit Norbert habe ich viele Berührungspunkte, ob das der Kirchenchor ist oder der Montefiasconechor oder das Weinseminar an der VHS. Mit ihm gingen wir heute unsere kurze Etappe nach Jenbach, wo das Tagesziel lag. Aber Norbert hatte noch eine andere Überraschung bereit, eine richtige Wegzehrung für Pilger: MALLERSDORFER KLOSTERBIER!!!! Nie war mir der Kopf von Schwester Doris sympatischer als heute, als ich die kühle Halbe Zoigl in der Hand hielt. Wir stießen damit auf unsere gemeinsame Pilgerschaft an.

Stilleben am Achensee…

Mit dieser Stärkung war auch der Rest des Tages kein Problem. Wir gingen die alte Achenseestraße entlang, teilweise auch direkt am See, wo teilweise schon richtig Trubel herrschte. Aber diese beschauliche Landschaft beruhigt ungemein, entschleunigt. Wasser ist einfach eines der vier Grundelemente.

Gut unterwegs entlang des Achensees

Auch noch so kleine Fleckchen werden am See ausgenutzt. Überall, wo ein halber Quadratmeter Stein ist, liegt ein Handtuch. Und wenn die Steine ausgehen, dann kommt man auf phantasievolle Alternativen.

Phantasie ist gefragt bei der Platzsuche am Achensee…

Nach einer Stärkung im Restaurant Klingler packten wir den zweiten Teil unseres Tagespensums an. Wir wählten die Alternative an der Achenseebahn, die derzeit coronabedingt nicht in Betrieb ist.

Die verwaisten Gleise der Achenseebahn, die seit 131 Jahren in Betrieb ist und laut Werbeaussagen noch keinen „Zahn“ verloren hat

Auf diesem Weg gelangten wir nach Eben, wo wir einen Abstecher in die Pfarrkirche machten. Eine fast schon rokkokohafte Pracht erwartete uns dort. Die Kirche ist der Heiligen Notburga geweiht, deren Gebeine bis ins 18. Jahrhundert im Presbyterium ruhten. Die Grabplatte trug die Jahreszahl 1313 – da war auch die Schlacht von Gammeldorf (s. Blogeintrag). Ein Adeliger meinte, die Gebeine in einer Nische einer angebauten Kapelle beisetzen zu müssen.

Außerdem machten wir einen Wegweiser aus, der auf den Abstieg nach Jenbach über den Kreuzweg hinwies. Interessant, da wir hier keine Touristen entdeckten.

Die Pfarrkirche in Eben, vorne rechts die Grabplatte der Heiligen Notburga im Fußboden

Über die gemähte Wiese führte der Pfad in den Wald. Allerdings war uns ziemlich schnell klar, warum hier keine „normalen“ Touristen herumturnten: Der Kreuzweg war nicht nur in 14 Stationen aufgeteilt, sondern auch dem Wesen nach ein Kreuzweg. Wir überlegten, ob wir lieber bergauf oder bergab gehen würden – ich ging ihn dann teilweise rückwärts bergab. Ob hier am Karfreitag wirklich eine Prozession stattfindet? Nichts für Fußkranke und Altersschwache, das ist meine heutige Diagnose! Aber einen ersten schönen Ausblick auf das Inntal erhaschten wir doch.

Dann erreichten wir Jenbach. Als erstes fiel uns ein Schild ins Auge, das wir nicht recht zu interpretieren wussten: Bayerische & Tiroler Sensenunion. Das hat nichts mit Andreas Hofer zu tun, sondern mit dem Umstand, dass es überall da, wo Wasserkraft eingesetzt werden konnte, auch Sensenschmieden gibt. Und Wasser gibt es genügend in Bayern und Tirol.

Und noch etwas ist uns aufgefallen: Der Klimawandel hat auch in Tirol Einzug gehalten. Am Wege stand eine Hanfpalme im Freien, ohne Topf. Das gab es bislang nur in Frankfurt oder in Bozen, jetzt auch in Jenbach, wo wir auch viele Aprikosen- und Pfirsichbäume entdeckten – in 563 Metern Höhe.

Eine Hanfpalme im Freien in Jenbach im Inntal

Dann verabschiedeten wir Norbert am Busbahnhof in Jenbach. Wir besuchten noch das Zentrum von Jenbach mit dem Gemeindeamt und der Pfarrkirche, und deckten uns noch mit einem Zweigelt aus dem Holzfass von Jurtschitsch ein.