Rom – zwischen Ankunft und Audienz

3. September 2020 1 Von Hans Fischaleck

Der geneigte Leser dieses Blogs wird bemerkt haben, dass der Montag und Dienstag dieser Woche noch fehlt. Diese Lücke will ich mit dieser Seite schließen. Nachdem der Sonntag den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Roms gewidmet war, trieb mich eine persönliche Neugier ans thyrrenische Meer südlich von Rom. Dort, zwischen Anzio und Nettuno, war mein Vater im 2. Weltkrieg nach dem Russlandfeldzug eingesetzt worden.

In der von den Alliierten „Operation Shingle“ genannten Landeoperation an der Küste südlich von Rom spielten sich die entscheidenden Szenen zwischen Anzio und Nettuno ab. Diese beiden Städte liegen lediglich 3 Kilometer voneinander entfernt. Ich wollte diesen Abschnitt einfach sehen, denn hier war der 2. Weltkrieg für meinen Vater beendet. Er wurde von den Amerikanern gefangen genommen und auf dem Schiff nach Sidi bel Abbès in Marokko verbracht, von wo er die Schiffsreise als Gefangener nach Aliceville in Alabama antrat (und worüber er sehr froh war!!!).

Die neuromanische Kirche von Anzio am thyrrenischen Meer
Blick aufs Meer zwischen Anzio und Nettuno
Die Villa Borghese zwischen Anzio und Nettuno. Diese Villa hat die Kampfhandlungen relativ unbeschadet überstanden
Die Befestigungen von Nettuno aus dem Mittelalter. Viele der Villen standen bereits im 2. Weltkrieg hier, wie ich aus historischen Aufnahmen ersehen konnte
Die Stadtverwaltung von Nettuno hält für jedes Haus ein Nummernschild aus Keramik bereit
Der Strand von Nettuno war an diesem Tag menschenleer – es regnete zwischendurch
Blick auf Anzio vom Strand aus – hier landeten die Alliierten am 22. Januar 1944
Blick von Anzio auf die Albaner Berge. Irgenwo hier dazwischen wurde mein Vater bei Cisterna gefangen genommen

Am Nachmittag besuchten wir noch Frater Fedele von den Marianhiller Missionaren, den ich aus meiner Würzburger Zeit kenne und der aus Oberroning stammt. Er war zufällig in Rom, wo er 20 Jahre lange der Finanzminister der Marianhiller war, und wo ich schon zwei Mal bei Romaufenthalten übernachtet hatte. Ansonsten sitzt er im Mutterhaus in Würzburg, aber er musste in Rom seinen Nachfolger einlernen. Für einen schönen Kaffee und ein sehr gutes italienisches Eis hatte er jedoch Zeit.

Die Palme im Hintergrund verleiht Frater Fedele einen ihm gebührenden Nimbus… (:-))

Der Dienstag sollte noch einmal Rom gehören und die Papstaudienz vorbereiten. Wir verlegten unser „Hauptquartier“ von Frascati an die Mauern des Vatikans. Eine Vorsprache im Deutschen Pilgerbüro verlief leider ergebnislos, wir mussten uns also selbst helfen. Nachdem das Quartier bezogen war, blieb noch Zeit für einen Ausflug auf den Kapitolshügel, die Thermen des Caracalla und die Via Appia.

Das Kapitol in Rom war früher ein religiöses Machtzentrum mit verschiedenen Tempeln. Heute steht hier der Senatorenpalast, das römische Rathaus
Neben dem Kapitol die Kirche Santa Maria in Aracoeli mit einer ewig lange Treppe…
Die kapitolinische Wölfin, wie sie Romulus und Remus säugt, die beiden Stadtgründer Roms
Noch einmal der Blick auf das Kolosseum, weil es so schön ist… (:-))
Der Titusbogen steht am anderen Ende des Forum Romanum, gegenüber dem Bogen des Septimus Severus
Die Thermen des Caracalla, etwa 214 x 110 Meter groß, stehen auf angelegten Terrassen
Die alte Via Appia
Die Kirche „Quo vadis, Domine“?

Am Anfang der Via Appia antica steht die Kirche „Quo vadis, domine“. An dieser Stelle soll Jesus dem aus der Stadt fliehenden Petrus begegnet sein. Als Petrus fragte quo vadis, domine – wohin gehst Du, Herr, soll Jesus geantwortet haben. Ich komme in diese Stadt, um mich noch einmal kreuzigen zu lassen. Da erkannte Petrus seine Feigheit und kehrte in die Stadt zurück, um sein Martyrium zu erleiden. In dieser Kirche steht übrigens auch ein Denkmal des Schriftstellers Sienkiewicz, der den Roman „Quo vadis“ verfasst hat.

An der Via Appia sind auch die Katakomben des Kalixtus. Hier sind über eine halbe Million Christen aus der frühchristlichen Zeit Roms in unterirdischen Grabanlagen beerdigt, darunter viele Märtyrer und Bischöfe.

Der Eingang zu den Katakomben des Calixtus
Das Originalstraßenpflaster der Via Appia. Deutlich zu sehen die Wagenspuren
Villa der Quintili-Brüder, die beide Senatoren im antiken Rom waren. Es war die größte Villa an der Via Appia
Herrliche Reliefdarstellung an einem Denkmal an der Via Appia

Ja, und irgendwann ist auch die Via Appia nach 9 Kilometern zu Ende – wie auch unser Fußweg nach Rom. Es bleiben viele Eindrücke, viele Gefühle, und der Vorsatz, ab jetzt einiges anders zu machen. Entschleunigung ist angesagt, aber auch Dankbarkeit für alles, was wir erleben durften.

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Lesern des Blogs bedanken für die Treue und ihr Interesse. Besonderer Dank gilt jenen, die uns durch ihre Kommentare immer wieder ermuntert haben, nach vorne zu schauen und weiter zu machen (und es waren nicht wenige!). Deshalb möchte ich sie hier noch einmal namentlich aufführen, in alphabetischer Reihenfolge:

  • Adele
  • Astrid & Klaus
  • Bärbel
  • Beate
  • Christine und Georg
  • Eva-Patricia
  • Edith
  • Evi & Helmut
  • Francis
  • Johanna
  • Melanie
  • Yolène
  • Andreas
  • Christop E.
  • Christoph G.
  • Detlef
  • Gerhard
  • Hans B.
  • Hans L.
  • Hermann K.
  • Hermann U.
  • Holger
  • Josef
  • Karl
  • Klaus L.
  • Lenz
  • Ludwig
  • Manfred
  • Markus
  • Martin
  • Michael B.
  • Michael F.
  • Norbert
  • Otto H.
  • Otto P.
  • Peter
  • Roberto
  • Roland
  • Ruppert
  • Sebastian
  • Stefan
  • Werner

Dass diese Reise und der Blog überhaupt funktioniert haben, dafür zeichnen folgende Personen verantwortlich (in chronologischer Reihung):

  • Mein Sohn Daniel für die Erstellung und die Verwaltung des Blograhmens und Begleitung am Achensee bis Hall in Tirol
  • Renate, Melanie, Elisabeth und Beate für die Fahrdienste in Deutschland
  • Karl Kolbinger für die Begleitung von Gries am Brenner bis Rovereto
  • Mein Bruder Franz für die Begleitung von Rovereto bis Anzola d`Emilia
  • Beate für die Begleitung von Anzola Emilia bis Castellina in Chianti
  • Meine Tochter Lisa mit Lukas von Castellina bis San Quirico d ` Orcia
  • Sepps Tochter Elisabeth mit Michl von San Quirico bis Montefiascone
  • Stephan Ziegler für die Begleitung von Montefiascone bis Oriolo Romano
  • Norbert Dorn, Hans Braumiller, Beate und Stefan Ertl für die zeitweise Begleitung zu Fuß, die uns auch Abwechslung verschaffte

Ein ganz besonderer Dank unserem „Mannschaftsarzt“ Dr. Christoph Gabler für seine Interventionen und medizinischen Ratschläge.

Dieser Blog bleibt vorerst bestehen, und wir überlegen uns, ob nicht doch – zusammen mit unseren Marschrouten – ein Ansatz für ein gedrucktes Werk besteht.

Heute sind wir wieder in Niederbayern eingetroffen. Deshalb an dieser Stelle ein Servus und Arrivederci!!!