Udienza papale – die Papstaudienz

2. September 2020 3 Von Hans Fischaleck

Wir sind gut in Rom angekommen und haben uns akklimatisiert. Aber etwas fehlte noch, die Sache war noch nicht ganz rund. Es war eine Papstaudienz, auf die wir noch gehofft hatten. Seit Ende März waren ja sämtliche Audienzen abgesagt.

Am vergangenen Mittwoch informierte uns Generalvikar Michael Fuchs, dass er Kenntnis davon habe, dass Papst Franziskus die Audienzen am heutigen Mittwoch wieder aufnehmen will. Aber nicht auf dem Petersplatz, sondern nur in kleinem Rahmen. Die Schweizer Garde sprach zunächst von 1.000 Personen, auf weitere Nachfrage dann von 300 Personen. Tja, die Chancen waren so und so nicht groß. Ich telefonierte mit Michael Fuchs, der mir riet, ins Deutsche Pilgerbüro in Rom zu gehen und seinen Pilgerbrief und den Pilgerausweis mitzunehmen. Vielleicht eröffnet das eine größere Chance. Er selbst wollte dort auch noch einmal vorsprechen.

Am Montag war ich im Pilgerbüro und fand dort eine Dame vor, die auch nicht mehr wusste als ich. Der Vatikan hat hier ziemlich gemauert. Die Empfehlung, früh dort zu sein, hatten wir bereits von der Schweizer Garde bekommen. Einen anderen Rat hatte sie auch nicht. Zeitgleich rief der Generalvikar dort an, und die Dame reichte mir den Hörer herüber. Die (geplante) Zangenbewegung half also auch nicht weiter.

So verlegten wir gestern das Quartier strategisch von Frascati an die Mauern des Vatikans in die Via Borgo Pio. Von hier aus erreicht man den Petersplatz in drei Minuten.

In der Via Borgo Pio kann man auch Priesterbedarf kaufen. Wir überlegten, ob wir damit mehr Chancen hätten…
… oder damit!!!

Frühes Aufstehen war jedenfalls angesagt, und so marschierten wir bereits um 06.30 Uhr Richtung Vatikan. Dort standen bereits etwa 50 bis 60 Leute, wir waren also rechtzeitig dran. Geöffnet wurde um 07.30 Uhr. In dieser Stunde erlebten wir Rom erwachen und den Sonnenaufgang.

Ein Team des Bayerischen Rundfunks wurde auf uns aufmerksam. „Regensburg“, sagte die Moderatorin, „da kann der Bayerische Rundfunk natürlich nicht vorbeigehen“. Wir hatten nämlich unsere bekannten Wandershirts angezogen. Man fragte uns einiges, wir erzählten unsere Geschichte und dass wir jetzt zur Krönung nur noch eine Audienz beim Papst bräuchten. „Die Chancen stehen doch gut“, meinte sie. Und die Rundschau um 16 Uhr würde über uns berichten. (Hanni Irsack berichtet gerade, dass dieses Interview um 18.30 Uhr in der Rundschau war.)

Tatsächlich war es aber wohl so, dass das Interview bereits mittags im Radio gesendet wurde, wie mir ein Neufahrner spontan mitteilte. Also, an der Sprache kann es demnach nicht gelegen haben, sondern höchstens am Aussehen… (:-))

Ein seltenes Bild, das wir für ein gutes Zeichen hielten: Der Petersdom im Licht der aufgehenden Sonne, durch die Kolonnaden fotografiert

Pünktlich rückte die Polizei die Sperren weg, nachdem wir vorher einige Male auf die Maskenpflicht und den Abstand aufmerksam gemacht wurden. Dann ging es Richtung Bronzetor. Vorher war Fiebermessen angesagt (so oft wie in Italien habe ich die letzten 20 Jahre kein Fieber gemessen), aber es passte. Dann die Rucksackkontrolle, dann der Gang über einige Stiegen hinauf in den Cortile San Damaso, den Damasushof. Wir ergatterten Plätze in der zweiten Reihe, die aber wegen Corona auf Abstand gestellt waren und somit einen ungehinderten Blick auf den Papstsessel freiließen.

Von meinem Platz aus konnte ich den Heiligen Vater gut sehen, er war nur 10 Meter entfernt.

Langsam trudelten alle Verantwortlichen ein, die knapp 300 Plätze (es waren in jeder Hälfte jeweils 12 x 12 Stühle aufgestellt) waren voll. Dann ertönte plötzlich Applaus von hinten. Papst Franziskus kam zu Fuß aus dem Ausgang, und unterhielt sich entlang des Weges bereits ausführlich mit den Besuchern. Zu uns kam er vor dem offiziellen Teil nicht mehr.

Der Papst grüßt uns zunächst aus drei Metern Abstand

Dann begann die Audienz mit der Lesung vom Pfingstfest und den unterschiedlichen Sprachen, und diese Lesung wurde in italienisch, französisch, englisch, deutsch, spanisch, portugiesisch, arabisch und polnisch vorgetragen. Dazu erfolgten die Wünsche des Papstes an die Pilger der jeweiligen Sprache, allerdings in italienisch, das jedoch übersetzt wurde.

Der Papst bei seiner Ansprache. Obwohl in italienisch, konnte ich gut folgen. Die Essenz: Es gibt nur e i n e Straße aus der Krise, und die müssen wir solidarisch nutzen. Egoismen haben hier keinen Platz, es ist die Chance auf einen Neubeginn, unseren Planeten nicht zu zerstören…

Am Ende der Audienz wurde das lateinische „Pater noster“ angestimmt und von allen gesungen, dann kam der apostolische Segen. Nun wurde es spannend. Würde sich der Papst noch einmal unter das Volk mischen? Ja, er tat es!! Zunächst war die gegenüberliegende Seite dran, dann unsere.

Der Papst nähert sich unserem Stehplatz…

Und dann hatten wir das unverschämte Glück, mit dem Papst persönlich zu sprechen. Da bekomme sogar ich weiche Knie!! Ich habe ihm unseren Weg erzählt, und er war beeindruckt. Als ich zu ihm sagte, er könne doch auch deutsch, weil ich in Rothenburg o.d.T. mal ein Schild gesehen habe: Hier hat Papst Franziskus Deutsch gelernt, sagte er amüsiert: „So, so, das haben Sie gesehen?“. Dann wurde er ernst und sagte auf Deutsch: Betet für mich, betet für mich, diese Arbeit hier ist nicht leicht!!!“ Das war sehr berührend.

Der Papst kommt auf uns zu…
… und dann spricht er einige Zeit sehr konzentriert mit uns! Wahnsinn! Der Mann fasziniert!!
Sepp hat ihm dann wohl noch einen Witz erzählt, weil beide schmunzeln… (:-))

Interessant ist auch, dass er sich durch nichts irritieren läßt. Während unseres Gesprächs drängte eine Frau mit einem Rosenkranz nach vorne, den er segnen sollte. Er sagte freundlich, aber bestimmt: „Prima queste due – vorher diese Zwei“! Es war – einfach Wahnsinn!!! Unser Pilgerweg hat einen krönenden Abschluss gefunden.

Wir mussten nach der Audienz schleunigst unser „Hauptquartier“ räumen, und traten schon mal den Weg Richtung Heimat an. Aber morgen gibt es noch mal den fehlenden Blog vom Montag und Dienstag, da das Internet leider wieder einmal nicht so funktionierte, wie es sollte.