R O M ! ! !

30. August 2020 8 Von Hans Fischaleck

Heute ist der erste Tag seit Wochen, an den ich morgens nicht in Wanderschuhe schlüpfe! Aber aufstehen tun wir trotzdem sehr früh, weil wir um 10.30 Uhr ins Hochamt in den Petersdom wollen. Wir haben unser Quartier aber in Frascati aufgeschlagen, weil uns mittlerweile die Enge und der Lärm einer Stadt auf`s Gemüt schlägt. Hier, im Grünen, sehen wir auf die ewige Stadt. Und wir werden mit dem Zug fahren. Die Verbindung ist gut! Die kenne ich noch aus den Interrail-Zeiten aus den 70er Jahren, als ich mit Schulkameraden in Rom war, und wir zum Essen eigens nach Frascati gefahren sind, weil der Zug ja nichts kostete. Das Essen war nicht halb so teuer wie in Rom, aber doppelt so gut!

In Frascati hatten wir gestern auch unsere erste Flasche Wein nach der Ankunft in Rom geköpft – einen Frascati! Spielt nicht im Konzert der begeisterungsfähigen Weine mit, aber wir hatten auch Durst – genießen geht anders.

Vom Zug aus sahen wir schon, dass in Rom Gewitter herumzogen. Mein Wetterbericht hatte das schon für heute morgen gemeldet. Aber wir wurden nicht naß – der Regen war vorbei, und die Stadt übrigens bei Morgentemperaturen von 27 Grad auch wieder trocken.

Gewitterstimmung über Rom…
… von Frascati aus gesehen

Der Zug fuhr über den Flughafen Campino in 30 Minuten zum Termini. Dann stiegen wir in den 64er Bus, der zur Ponte Sant‘ Angelo fährt. Von hier aus ist es ein Katzensprung zum Vatikan. Wir ließen uns Zeit, ließen die Sicherheitskontrollen über uns ergehen (es waren kaum Leute auf der Straße) und versorgten uns noch einmal mit Wasser, denn es war sehr schwülwarm. der Wind blies ziemlich kräftig, was es erträglicher machte. Kurz erkundeten wir noch die Stelle, an der wir uns am Mittwoch zur Audienz einfinden sollten. Die Stiege zu einem kleinen Innenhof.

Die Stiege zum Innenhof wird auch von der Schweizer Garde bewacht

Dann waren wir im Petersdom.

Die Decke der Eingangshalle im Dom Sankt Peter
Blick durch die Türe ins Innere des Doms…
… in eine der größten Kuppeln der Welt…
Die Statue des heiligen Petrus, nach dem der Dom benannt ist. Der Fuß links im Bild ist von den Berührungen der Besucher ganz glatt geschliffen. Jetzt hat man eine Absperrung drum herum gebaut. Bei meinem ersten Besuch des Petersdoms im Jahre 1974 konnte ich auch noch den Segen des heiligen Petrus durch Berühren mitnehmen…
Das Grab des heiigen Petrus unter dem Hochaltar…

Der Gottesdienst war als lateinisches Hochamt deklariert. Entsprechend war auch eine Männerschola und ein Organist eingebunden, neben einem doch recht aufwändigen Altardienst. Das wenn Pfarrer Anzinger aus Ergoldsbach gesehen hätte, hätte er auch 10 Ministranten…

Es waren Liedzettel ausgeteilt, so dass man gut mitsingen konnte. Es war so vertraut, weil Sepp und ich ja noch bei Kaplan Stuber ministriert hatten – alles in Latein! Das zweite vatikanische Konzil ist an ihm spurlos vorübergegangen. Heute kann ich ihn sogar ein bisschen verstehen – Latein als Weltsprache der Kirche hat schon seinen Reiz. Es ist viel vokalreicher als das Deutsche und klingt daher besser.

Beim „Suscipiat“ hatten wir beide allerdings Aussetzer, das hatten wir ja 50 Jahre nicht mehr gebraucht. „Suscipiat Dominus sacrificium de manibus tuis, ad laudem et gloriam nominis suis – und bei uns Ministranten kam dann gleich immer das „…sanctae – Amen“. Deshalb konnten wir den Zwischenteil auch nicht gut. (:-))

Der Gottesdienst dauerte – mit Choralschola und Predigt – keine Stunde. Und es war feierlich. Dann schritten wir den Dom noch einmal ab und begaben uns zum Angelusfenster, in dem sich um 12 Uhr Papst Franziskus zeigte. Er ist schon sehr nahbar, und die Leute waren auch sichtlich begeistert. Er kann anstecken! Etwas anderes hatte ich in der Kirche auch festgestellt: Sepp und ich waren sicher bei den älteren Besuchern. Es war aber kein Jugendgottesdienst. So viele junge Leute, das macht Mut!

Papst Franziskus heute beim Angelusgebet auf dem Petersplatz

Nach einer kurzen Mittagpause ging es durch das alte Rom. Das will ich weiter gar nicht kommentieren, weil wahrscheinlich fast jeder Leser diese Bilder schon einmal im Original gesehen hat. Aber was sicher fehlte, waren zwei schmucke Köpfe daneben…

Der Vatikan und die Ponte Sant‘ Angelo, von der Ponte Umberto I. aus gesehen
So frei habe ich die Piazza Navona noch nie gesehen – und das an einem Sonntag!
Zwei Charakterköpfe, die Bernini zu meißeln vergessen hatte… (:-))
Das Pantheon von hinten…
… und mit zwei römischen Senatoren von vorne. Langsam beherrsche ich die Selfie-Technik – Johannes hat sicher seine Freude dran, er hat mich hierin unterrichtet…
Der Mamertinische Kerker – hierin waren die Apostel Petrus und Paulus gefangen gehalten worden
Der Triumphbogen des Septimus Severus am, mit Durchblick auf das Forum Romanum
Wer das Kolosseum schief sieht, ist betrunken….
…der Kopf von Sepp hat sehr gut den Kran dahinter verborgen…
… und so sieht das Kolosseum ohne uns aus – richtig langweilig!!! (:-))
Ave Caesar, morituri te salutant!!
Die Trajanssäule zwischen zwei zufriedenen Gesichtern. Auf ihr ist der ganze Dakerkrieg, aber auch die Schlacht an der milvischen Brücke, von der ich gestern geschrieben habe, eingemeißelt
Ein Detail der Reliefs an der Trajanssäule – es sollen über 200 Meter Frieß sein

Tja, das war unser heutiger Tripp nach Rom. Und wir waren wieder zu Fuß unterwegs. Es ist schon lustig, wie wir mit unserem Stechschritt an den restlichen Besuchern vorbeiziehen, wir können gar nicht mehr anders. Rom in 40 Minuten… (:-))

Aber fast erstaunlicher als unser Fußmarsch nach Rom ist etwas anderes. Obwohl wir uns nun 50 Tage immer auf Straßen, Plätzen, Wegen getummelt haben: Wir haben bislang keinen einzigen Bekannten getroffen, obwohl gleichzeitig Ferienzeit ist!!! Ist das nicht sonderbar?