Römerstraßen…
Während unserer Wanderung durch Deutschland und Österreich, Südtirol, Trentino, der Lombardei und der Emilia Romagna sowie der Toskana sind wir immer wieder auf Römerstraßen gestoßen. Oft hießen sie Römerstraße oder Römerweg, dann wurden sie nach den Kaisern benannt, die sie gebaut haben: Via Claudia Augusta, Via Flavia, Via Julia Augusta, Via Agrippa…
Die Via Claudia Augusta hat uns lange begleitet, nun oft die Via Cassia. Aber überall ist von ursprünglichen Pfaster (fast) nichts mehr zu erkennen. Das sollte sich heute ändern.
Nach einem Frühstück bei „Herbergsvater“ Stephan Ziegler brachen wir in Montefiascone bereits um 07.45 Uhr auf. Wir gingen Richtung Centro storico, dann zum Belvedere hinauf. Auf der anderen Seite des Buckels begann die Via Francegina, die im Latium hervorragend beschriftet und ausgearbeitet ist.
Wir biegen unten in die Francigena ein, und tauchen sofort in den Schatten ein, der heute sehr gut tut. Es geht steil bergab, aber Montefiascone liegt über 600 Meter hoch.
Dann kommen die ersten Pflasterverbände der originalen Römerstraße. Es ist unglaublich, wie sauber diese Steine verlegt sind. Es holpert nicht, die Steine sind sehr genau ausgerichtet, und haben mehr als 2000 Jahre überstanden. Wir kommen darauf gut vorwärts.
Aber es kam noch besser: Es gibt Häuser an der Straße, deren Bewohner noch heute über das römische Originalpflaster fahren – unglaublich…
Ich bin total begeistert vom Zustand und von der Länge der Straße. Wie viele römische Soldaten sind hier wohl nach Regensburg, ins Castra Regina, aufgebrochen? Und ich gehe auf denselben Steinen – ein immenses Gefühl!
Wir gehen Richtung Flughafen Viterbo, biegen aber vorher in eine Sand-, oder besser Staubstraße ein. Autos wirbeln dermaßen viel Staub auf, dass eine Staublunge garantiert ist. Wir ziehen unsere „mascherine“ auf, das hilft! Am Hauptfriedhof von Viterbo (am – nicht im!!!) machen wir in einer Bar eine Pause, kaufen acqua fresca, dann geht es weiter. Wir trinken am Tag etwa vier Liter Wasser, das wir aber nicht mit uns herumtragen. 1,5 oder 2 Liter sind im Rucksack, den Rest kaufen wir oder füllen leere Flaschen an Brunnen, die auf dem Weg liegen. Wir gehen Richtung Viterbo.
Viterbo war im Mittelalter eine wichtige Stadt, und meistens papsttreu. Es gibt einen Papstpalast in Viterbo. Dorthin flüchteten die Päpste, wenn ihnen die Römer gerade nicht gewogen waren. Hier fanden auch Papstwahlen statt. Eine der längsten Wahlen wurde dadurch beendet, dass man den Bischöfen und Kardinälen das Dach abdeckte und die Strapazen durch Sonne und Regen zu einem schnelleren Ergebnis führten.
Auch die Staufer taten sich schwer mit Viterbo. Friedrich II. war öfter als einmal erfolglos von der Belagerung Viterbos abgezogen. Pinien spendeten Schatten, denn die Sonne brannte schon wieder erbarmungslos. Wir bogen nach Westen ab, der Weg führte wieder nach oben. Und da tat sich noch einmal ein Blick auf…
Wir zogen im Südwesten an Viterbo vorbei und schlugen die Richtung nach Vetralla ein. Teilweise mussten wir wieder die viel befahrene Via Cassia benutzen. Gefährlich sind für uns Kurven nach links, weil uns die Autofahrer – durch hohes Schilf verdeckt – erst spät sehen. Da wechseln wir oft die Straßenseite. Wilder Anis wächst am Straßenrand, ich zupfe ab und zu ein Ästlein ab und rieche daran – wie die Anisbonbons am Weihnachtsmarkt!
Dann gehen wir ab von der SR2 und wechseln auf die Strada provinciale 10. Da steht an der Abzweigung: R O M A 66 km!
Aber der Weg nach Vetralla zieht sich hin. Die Teerstraße ist aufgeheizt, wir trinken in der letzten Stunde so viel wie vorher den ganzen Tag. In Vetralla finden wir noch eine Bar, die außer Wasser auch andere Getränke bereit hält.
Lieber Hans, lieber Sepp,
gerade lese ich, dass Papst Franziskus ab nä. Woche wieder Mittwochsaudienzen beginnt. Allerdings ist es dann schon der 2.9. und das Ganze in einem kleinen Innenhof. Wenn ihr früher dort seid und am 2.9. reinwollt: Fragt einfach die Schweizergardisten, erzählt von eurem Weg und zeigt ihnen mein Schreiben. Vielleicht …
Liebe Grüße
Michl
https://www.katholisch.de/artikel/26655-papst-franziskus-kehrt-zu-generalaudienzen-mit-publikum-zurueck
Lieber Michl,
es ist wirklich eine Freude, von Dir zu hören! Wir werden übermorgen römischen Boden betreten, und auch am Sonntag in Rom weilen. Wenn das Gespräch mit der Schweizer Garde zu einem positiven Ergebnis führt, werden wir bis Mittwoch bleiben. Ich weiß nicht, wie lange oder wie kurz der Draht von Bischof Voderholzer in den Vatikan ist. Wäre schon die Krönung einer Pilgerreise zu Fuß von Regensburg nach Rom – mittlerweile 1.170 km – Papst Franziskus persönlich zu erleben.
Liebe Grüße nach Ratisbona
Hans
Servus ihr zwei unglaublichen Pilger,
verfolge täglich mit Begeisterung und größter Ehrfurcht eure Berichte! Mittlerweile seid ihr Bürogespräch… meine Kollegen erkundigen sich regelmäßig nach euch!
Es muss sich bereits ein irre Gefühl in euch ausgebreitet haben… Roma 66!!!
Genießt die letzten Pilgertage und bleibt gesund.
Herzliche Grüße aus Rosenheim, Astrid
Lieber Herr Fischaleck,
das, was Sie mit ihrem Freund da gemeinsam machen ist etwas ganz Großes!
Ich habe auch Respekt vor dieser sportlichen Leistung und dem Durchhaltevermögen.
Für mich passt das aber auch zum Thema „Entschleunigung“.
Einfach ein unglaublicher Unterschied in 1 Stunde nach Rom zu fliegen, oder eine wirkliche Reise zu unternehmen.
Einfach klasse!
Herzliche Grüße
Ihr
Michael Pawert
Lieber Herr Dr. Pawert,
das freut mich, dass Sie auch die Entschleunigung dahinter sehen. Aber ich wusste immer, dass wir in dieser Hinsicht gleich gestrickt sind. Sie sehen einfach den Unterschied. Und es hat sich einiges geändert seit dieser Reise zu Fuß: Wir denken immer in Gehminuten, nicht in Autominuten. Dabei ergeht (und nicht „erfährt“) es uns ganz gut.
Herzliche Grüße
Ihr
J. Fischaleck