Römerstraßen…

27. August 2020 5 Von Hans Fischaleck

Während unserer Wanderung durch Deutschland und Österreich, Südtirol, Trentino, der Lombardei und der Emilia Romagna sowie der Toskana sind wir immer wieder auf Römerstraßen gestoßen. Oft hießen sie Römerstraße oder Römerweg, dann wurden sie nach den Kaisern benannt, die sie gebaut haben: Via Claudia Augusta, Via Flavia, Via Julia Augusta, Via Agrippa…

Die Via Claudia Augusta hat uns lange begleitet, nun oft die Via Cassia. Aber überall ist von ursprünglichen Pfaster (fast) nichts mehr zu erkennen. Das sollte sich heute ändern.

Nach einem Frühstück bei „Herbergsvater“ Stephan Ziegler brachen wir in Montefiascone bereits um 07.45 Uhr auf. Wir gingen Richtung Centro storico, dann zum Belvedere hinauf. Auf der anderen Seite des Buckels begann die Via Francegina, die im Latium hervorragend beschriftet und ausgearbeitet ist.

Auf geht`s zur viertletzten Etappe!!! Wir haben schon 1.150 km hinter uns!
Ein Muss: Das Bild vom Belvedere aus auf den Bolsenasee. In der Ebene sind fruchtbare Felder mit Böden aus Vulkangestein.
Die Via Francegina läuft von Montafiascone aus auf der alten Römerstraße Via Cassia

Wir biegen unten in die Francigena ein, und tauchen sofort in den Schatten ein, der heute sehr gut tut. Es geht steil bergab, aber Montefiascone liegt über 600 Meter hoch.

Der Via Francigena nach Viterbo in Montefiascone
Ein letzter Blick auf die Kuppel von Santa Margherita – etwas Wehmut schwingt mit…

Dann kommen die ersten Pflasterverbände der originalen Römerstraße. Es ist unglaublich, wie sauber diese Steine verlegt sind. Es holpert nicht, die Steine sind sehr genau ausgerichtet, und haben mehr als 2000 Jahre überstanden. Wir kommen darauf gut vorwärts.

Besser als manche geteerte Straße in Italien: Die alte Via Cassia

Aber es kam noch besser: Es gibt Häuser an der Straße, deren Bewohner noch heute über das römische Originalpflaster fahren – unglaublich…

Ein Stück Original-Römerstraße südlich von Montefiascone…
…. und noch eine…
… und noch eine

Ich bin total begeistert vom Zustand und von der Länge der Straße. Wie viele römische Soldaten sind hier wohl nach Regensburg, ins Castra Regina, aufgebrochen? Und ich gehe auf denselben Steinen – ein immenses Gefühl!

Wir gehen Richtung Flughafen Viterbo, biegen aber vorher in eine Sand-, oder besser Staubstraße ein. Autos wirbeln dermaßen viel Staub auf, dass eine Staublunge garantiert ist. Wir ziehen unsere „mascherine“ auf, das hilft! Am Hauptfriedhof von Viterbo (am – nicht im!!!) machen wir in einer Bar eine Pause, kaufen acqua fresca, dann geht es weiter. Wir trinken am Tag etwa vier Liter Wasser, das wir aber nicht mit uns herumtragen. 1,5 oder 2 Liter sind im Rucksack, den Rest kaufen wir oder füllen leere Flaschen an Brunnen, die auf dem Weg liegen. Wir gehen Richtung Viterbo.

Blick nach Viterbo, im Vordergrund eine Schafherde, die erste seit langem!

Viterbo war im Mittelalter eine wichtige Stadt, und meistens papsttreu. Es gibt einen Papstpalast in Viterbo. Dorthin flüchteten die Päpste, wenn ihnen die Römer gerade nicht gewogen waren. Hier fanden auch Papstwahlen statt. Eine der längsten Wahlen wurde dadurch beendet, dass man den Bischöfen und Kardinälen das Dach abdeckte und die Strapazen durch Sonne und Regen zu einem schnelleren Ergebnis führten.

Auch die Staufer taten sich schwer mit Viterbo. Friedrich II. war öfter als einmal erfolglos von der Belagerung Viterbos abgezogen. Pinien spendeten Schatten, denn die Sonne brannte schon wieder erbarmungslos. Wir bogen nach Westen ab, der Weg führte wieder nach oben. Und da tat sich noch einmal ein Blick auf…

Montefiascone aus etwa 16 Straßenkilometern Entfernung
Pinien beschatteten unseren Weg in der Mittagshitze…

Wir zogen im Südwesten an Viterbo vorbei und schlugen die Richtung nach Vetralla ein. Teilweise mussten wir wieder die viel befahrene Via Cassia benutzen. Gefährlich sind für uns Kurven nach links, weil uns die Autofahrer – durch hohes Schilf verdeckt – erst spät sehen. Da wechseln wir oft die Straßenseite. Wilder Anis wächst am Straßenrand, ich zupfe ab und zu ein Ästlein ab und rieche daran – wie die Anisbonbons am Weihnachtsmarkt!

Dann gehen wir ab von der SR2 und wechseln auf die Strada provinciale 10. Da steht an der Abzweigung: R O M A 66 km!

Rom 66 km. Das ist gerade mal die Entfernung von Landshut nach Regensburg – easy!! (:-))

Aber der Weg nach Vetralla zieht sich hin. Die Teerstraße ist aufgeheizt, wir trinken in der letzten Stunde so viel wie vorher den ganzen Tag. In Vetralla finden wir noch eine Bar, die außer Wasser auch andere Getränke bereit hält.