Am Bolsenasee…
Der Bolsenasee ist für mich wie Fernweh, Heimat und Erholung zugleich. Im Jahre 2002 kam ich zum ersten Mal mit dem Kirchenchor Ergoldsbach nach Montefiascone über dem Bolsenasee. Und der See wurde zum Symbol für Erfrischung, Erholung, Spaß, Kurzweil. „Andiamo al lago, al muretto“, so tönte es an heißen Tagen aus den Mündern unserer Freunde aus Montefiascone. Das werde ich nie vergessen! So war ich schon …zig Mal am See, immer wieder anders, immer wieder vertraut. Und das sollte heute unser Ziel sein. Auch Sepp, der bei mir im Chor gesungen hat und später auch mit dabei war, wird mir kaum widersprechen.
Das Morgenlicht bei Centeno ließ gegenüber am Berg die Stadt Proceno hell erstrahlen. Leider waren die ersten Kilometer nur wieder mit Hilfe der Via Cassia, der alten Römerstraße, machbar. Aber so früh ist wenig los – überhaupt wundern wir uns, wie viele Betriebe hier stillstehen. Urlaub? Pleite? Wir können nur mutmaßen.
Wir müssen als erstes nach Acquapendente, und dazu finden wir nach etwa 4 Kilometern die Via Francigena wieder, die uns oft schon von der Hauptstraße wegführte. Durch einen Wald steil bergauf – dann läutete das Telefon. Roberto Aronne, mein Chorleiterkollege und Freund aus Montefiascone war dran. „Come stai?“ Natürlich geht es mir gut! Wir verabreden uns für morgen in Montefiascone, ich rufe ihn vor dem Abmarsch morgen noch einmal an, um Details zu besprechen. Kurz darauf ist Stephan Ziegler am Telefon. Auch er will wissen, wann wir eintrudeln, was wir machen wollen. Stephan ist Tierarzt in Montefiascone und stammt aus Ergoldsbach. Wenn er in Deutschland ist, treffen wir uns meistens und kochen zusammen – natürlich italienisch! Er wird uns für zwei Tage beherbergen.
Dann erreichen wir Acquapendendte, die „hängenden Wasser“. Das Gebiet des heutigen Acquapendente ist altes etruskisches und römisches Siedlungsgebiet, wie aus zahlreichen Artefakten der näheren Umgebung hervorgeht. Der Ort selbst wurde jedoch zum ersten Mal im 9. Jahrhundert nach Christus im Zusammenhang mit einer Burg Farisa bzw. Arisa an der Via Francigena erwähnt. 964 wurde der Name Acquapendente(m) das erste Mal in einem Dokument von Kaiser Otto I. erwähnt. Der Stadtname („Hängende Wasser“) bezieht sich auf die zahlreichen kleinen Wasserfälle der Umgebung, aus denen sich der Paglia speist, der die örtliche Grenze zwischen Latium und der Toskana bestimmt (aus „Wikipedia“).
Bisher haben wir die Via Francigena in drei varianten kennengelernt: Zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto. Heute kam eine vierte Variante hinzu…
Diese Stadt ist voller Geschichte. Den Barbarossaturm, das letzte Überbleibsel einer Stauferburg, habe ich leider gar nicht zu Gesicht bekommen. Wir biegen nach rechts ab, in den Via Francigena, um der Via Cassia zu entkommen. Da lässt sich gut wandern, es geht durch Wald und Flur. Da sehen wir auch mal ein Solarfeld. Bisher haben wir uns gewundert, dass gerade in Italien keine Solarenergie erzeugt wird, obwohl hier pro Jahr viel mehr Sonnenstunden zu verzeichnen sind. Bei uns wird es subventioniert, aber muss ich etwas subventionieren, was sich eigentlich alleine tragen soll? Mir kommen Zweife, wenn es selbst in Bella Italia selten genutzt wird…
Es geht flott voran, weil es meistens eben dahin geht, nur nach der Überquerung einer Strada provinciale geht es noch einmal bergauf. Ich denke, wann wir wohl zum ersten mal den Bolsenasee zu Gesicht bekommen werden. Der Gedanke ist noch nicht zu Ende gedacht, da taucht er vor uns auf: Der Bolsenasee!!
Es geht weiter Richtung See, durch Felder und Olivenhaine. Die Oliven tragen heuer gut! Nachdem die letztjährige Ernte schlecht war, wird es die Landwirte freuen.
Wir sehen zwei Wanderer auf uns zukommen, aber wir sehen es erst spät: Es sind Elisabeth und Michi, die uns im Olivenhain überraschen! Und nicht nur das: Sie haben auch an energiereiche Nahrung für die Pilger gedacht…
Dann waren wir endlich am Bolsenasee. Ich hatte meine Badehose und ein Handtuch eingepackt, und dann ging es ab in den See. Donnergrollen und Blitze mahnten uns zum Weitergehen. Es braute sich ein Gewitter zusammen…
Wir gingen wieder die Francigena entlang, und an der Uferstraße des Sees sahen wir die erste Dattelpalme auf unserer Wanderung.
Dann sahen wir die Burg von Bolsena, unserem heutigen Ziel. Morgen werden wir in Montefiascone sein.
Griasseich Ihr taperen Pilger nochmal aus Bayerbach. Ich lese jeden Tag mit Begeisterung Eure Beiträge über die Etappen und Eure Erlebnisse. Von Herzen nochmal Danke für alle Zeilen und Bilder. Für die restlichen Etappen wünsche ich noch die nötige Ausdauer und das Wetter das Ihr braucht. Schreibt sich so leicht aus der Ferne…. Wir drücken Euch ganz fest die Daumen. Bitte bestellt auch schöne Grüße an Stephan Ziegler. Schöne Grüße aus der Heimat. Michael mit Familie.
Lieber Michael, vielen Dank für Deine Zeilen und die guten Wünsche, die wir sehr gut gebrauchen können. Und die schönen Grüße an den Stephan Ziegler waren in dem Moment überbracht, als sie im Blog erschienen. Stephan hatte uns gestern Abend bereits besucht, er saß in diesem Moment tatsächlich gerade neben mir. Er hat mir von euren „Händeln“ bezüglich des Hauses in Ergoldsbach schon berichtet (:-))…
Schöne Grüße zurück in die Heimat,
Hans
Super tolle Tour!
Hab es erst vorgestern von Peter Fischalek erfahren. Wünsche Euch weiterhin eine schöne Tour mit wenig Blessuren an den Füssen 😉
Viele Grüße
Hermann Utz
Liebe Wanderer,
wenn Ingrid und ich es richtig sehen, seid Ihr drei Tage voraus gegenüber Eurer Planung. Das ist schon eine sehr beachtliche Leistung! Hut ab! Wir wünschen Euch für die letzten Etappen alles Gute. Wir begeben uns am Sonntag nach Köln zu fahren und von dort mit dem Schiff die Mosel kennenzulernen. Das ist im Verhältnis zu Euch natürlich keine Leistung. Wir werden aber wenn wir den guten Riesling trinken an Hans denken, der vor dem ersten Schluck erst einmal intensiv den Wein riecht um danach mit kleinen Schlucken zu sagen, was der Wein alles beinhaltet. Diese Zelebrierung ist immer wieder schön. Herzliche Grüße von München zu Euch kurz vor Rom. Ingrid und Klaus
Lieber Klaus, liebe Ingrid,
es ist natürlich eine Leistung, einen Wein so zu genießen, wie es diesem herrlichen Produkt zusteht! Und darin seid ihr bestimmt auch Meister, und die Gedanken an mich freuen mich natürlich. Vielleicht habe ich ein wenig dazu beigetragen, dass ihr ein Glas Wein intensiver genießen könnt – jedenfalls zum Wohlsein!!