O Täler weit, o Höhen, du schöner grüner Wald…

14. August 2020 1 Von Hans Fischaleck

Irgendwie schien mir kein Text passender als die von Mendelssohn-Bartholdy vertonten romantischen Zeilen, um die heutige Etappe durch den Apennin zu beschreiben. Täler, Höhen, Wälder – so weit das Auge reichte. Da es in unserer Albergo erst ab 8 Uhr Frühstück gibt, wir aber früh starten wollen wegen der Hitze, brachte uns Beate bereits um kurz nach sieben nach Ponte locatello, um von dort unseren Weg wieder aufzunehmen. Das Wandern am Morgen machte richtig Lust, so dass wir sehr beschwingt die erste richtige Bergetappe im Apennin in Angriff nahmen.

Wir hatten heute etwa 500 Höhenmeter vor uns, da unser Tagesziel, Montepiano, in etwa 720 Metern Höhe liegt. Wir bewegen uns hier übrigens bereits auf etruskischem Boden, wie Funde in der Nähe von Sterlina zeigen. Wir haben das Tal des Reno verlassen und bewegen uns im Tal der Setta, einem Nebenfluss des Reno.

Das Bachbett der Setta ist fast ausgetrocknet
Ein für diese Gegend typisches Haus in der Morgensonne. Gebaut werden die Häuser aus Naturstein, den man vor Ort vorfindet.

Die ersten drei Kilometer schafften wir vor dem Frühstück, das in unserer Albergo bereits auf uns wartete. Der Weg führt nämlich direkt daran vorbei.

Nach einer Stärkung ging es fast immer bergauf, aber mit immer interessanteren Eindrücken und Ausblicken. Alles ist grün: Die Wiesen, die Gärten, der Wald bis an die Bergkuppen. So viele verschiedene Grüntöne auf einmal habe ich selten gesehen. Die Leser des Blogs mögen entschuldigen, dass ich hier kommentarlos meine schönsten Eindrücke aufreihe…

Nach Lagaro hoch waren schon einige Serpentinen zu nehmen. Der Ort war in morgendlicher Geschäftigkeit, und an der Hauptstraße gab es seit langem wieder einmal einen Brunnen mit kaltem, klaren Gebirgswasser. Früher war an dieser Stelle wohl der Waschplatz, wovon die gemauerten Wannen neben dem Brunnen zeugen.

Die ehemalige „Waschküche“ von Lagaro

Weiter ging es bergauf nach Condotto und Creda, bis wir endlich unser Zwischenziel in Castiglione dei Pepoli erreichten. Dort gab es in der Bar eine kleine Erfrischung. Der Inhaber hielt uns erst für Holländer, was wir beide nicht verstehen konnten. Nachdem wir uns als Bayern aus der Gegend von München zu erkennen gaben, setzte sofort der italienische Sachverstand für Fußball ein: Wenn Bayern „Munchen“ gut spielt, dann ist die Nationalmannschaft auch gut! Der Mann hat Recht!! So habe ich das noch gar nicht gesehen. Aber ich bin auch kein Italiener…

Als er erfuhr, dass wir zu Fuß nach Rom unterwegs sind, informierte er lauthals alle Besucher der Bar darüber, was uns viel Anerkennung einbrachte. Ein Barbesucher machte sogar Komplimente in Englisch, was man hier nicht sooooo oft hört.

Schließlich kamen wir nach Camugnano und mussten bereits am Ortsschild erfahren, dass es nicht nur im Piemont Trüffel gibt, sondern auch hier im Apennin. Und Camugnano ist sogar der Hauptsitz der nationalen Trüffelorganisation sitzt.

Camugnano, die Trüffelstadt

Wir begegneten auf unserer Wanderung gerade in Italien auch häufig Bildstöcken, die in den meisten Fällen auch immer gepflegt waren. Manche haben nur eine gestaltete Vorderseite, manche sogar vier.

Bildstock hinter Camugnano am Straßenrand

Hinter Castiglione dei Pepoli mussten wir einen Kreisverkehr überqueren. Das fiel uns eine Straße auf, die nicht so recht ins Geschehen der Zeit zu passen schien. Aber auch der Mann von der Tankstelle, der uns am mOrgen angesprochen hatte, hatte immer von Südafrika gesprochen. Hier war während des zweiten Weltkriegs auch eine Armee aus Südafrika im Einsatz, wie wir später erfahren sollten.

Im 2. Weltkrieg kämpften auch Südafrikaner gegen die Deutschen in Italien. Heute wurde mein Geschichtswissen diesbezüglich gehörig aufgebessert

Auf dem Weg nach La Storaia mitten durch die Wälder des Apennin streiften wir auch Rio Secco, einen Weiler. Ein Pro-Secco wäre mir an dieser Stelle lieber gewesen! Aber hier in der Höhe war es nicht so drückend heiß, und wir hatten vor allem eines: WIND!!! Und immer wieder taten sich herrliche Blickwinkel auf. Die Leitpflanzen im Apennin sind bis auf eine Höhe von ca. 600 Metern mediterran, dann kommen die Eichen, die Akazien und – die Maronibäume.

Durchblick…
… du schöner, grüner Wald…
Der Maronibaum ist eine Leitpflanze des Apennin…

Etwa 4 Kilometer vor dem Ziel kam uns unser „Chauffeur“ entgegen. Beate hatte in Montepiano geparkt und kam uns Pilgern entgegen – in Wanderkleidung. So legten wir die letzten Kilometer gemeinsam zurück.

Unser „Chauffeur“ als Wanderer….
Kurz vor Montepiano überschritten wir die Grenze zur Toskana

Montepiano ist eine ruhige Kleinstadt, die bereits im Mittelalter besiedelt war, wie man an manchen Häusern sah. Nur die Kirche, die war neu: Der Turm stammte aus dem Jahre 1953.

Häuserzeilen in Montepiano…
… die Kirche am Ortsrand ist relativ neu – gebaut aus den Steinen der Umgebung
Das steinerne Dokument für den Campanile…