Das Tal des Reno aufwärts…
Vor diesem Tag war uns Angst und bange: Hatten wir bislang immer ein paar Varianten, um unseren Gehweg fern von Hauptstraßen festzulegen, so blieb uns für heute nur eine Variante übrig: Die Strada provinciale 325!! Meine Güte, was wird das werden? Auf einer Hauptstraße? Nach dem Frühstück fuhr uns Beate zum Ausgangspunkt in Sasso Marconi. Bei der Ausfahrt von der Autostrada passierte schon das erste Malheur: In Sasso Marconi Nord kann man nur mit Telepass ausfahren. Wir hatten keinen! So standen wir nun an der Schranke und überlegten, was zu tun sei. Wir fuhren zurück, um anderen Autos (mit Telepass!!) den Vortritt zu lassen. Ich stieg aus, um die Möglichkeiten zu prüfen. Da stand auf einem Schild, dass man bei Nichtfunktionieren der Schranke oder aus anderen Gründen den roten Knopf vor der Schranke drücken und dann auf Anweisungen warten solle. Das taten wir dann auch, und nach dem zweiten Drücken ging die Schranke von alleine auf. Wieder 1,60 Euro Autobahngebühr gespart, die kommen in den Opferstock der nächsten Kirche!
Dann ging es in die Via Ponte Albano, wo wir heute starteten. Erst nach Süden zum Kreisel, dann die SP 325 finden. Auf den zweiten Anlauf klappte es, und es war wie ein Wunder: Kaum Verkehr auf dieser Straße! Die Ursache war bald gefunden: Es gab eine neuere Straße, die oberhalb der alten verlief. So wurden unsere Befürchtungen schnell zerstreut, und wanderten frohen Mutes Richtung Süden.
Wir konnten häufig im Schatten gehen, weil die darüber liegende Straße östlich von uns verlief. Nach Scuola war in Cinque Cerri ein Zwischenstop geplant, aber alles lief nach Plan. So verabredeten wir uns mit Beate zum Mittagessen in Riovaggio. Wir folgten der SP 325 weiter nach Lama di Sette und dann nach Vado. Unterwegs zeigte sich der Apennin in seiner ganzen Vielfalt. Der Apennin entstand übrigens durch das Aufeinandertreffen der afrikanischen und der eurasischen Platte. Die Gesteinsformationen sind völlig anders als die der Alpen. Der Apennin besteht hauptsächlich aus Kalk, Mergel, Sandstein und Ton.
Wir sehen in Vado eine Umleitung nach Riovaggio, die aber erst ab dem 17.08.2020 in Kraft treten soll. Also gehen wir tapfer weiter. Auch eine Absperrung kann uns nicht aufhalten, weil uns ja auch Fahrzeuge entgegen kamen. So schlimm können die Baumaßnahmen also nicht sein.
Nach einer weiteren Kurve nach Blogna tat sich buchstäblich ein Abgrund auf: Die Straße war weggebrochen in das Flussbett des Reno. Das liegt wohl an diesem weichen Gestein, das leicht unterspült werden kann.
An eine Kletteraktion war nicht mehr zu denken. Wir informierten Beate, dass sie uns hier aufgabeln und am anderen Ende wieder absetzen soll.
Dann geht es an einigen Bauruinen vorbei (u.a. eine Brücke, die mit Eisen armiert, aber nie betoniert wurde) Richtung Riovaggio. Durst muss man hier im Übrigen nicht leiden. Sollte das Wasser knapp werden, dann ruft man einfach die 115, und die Feuerwehr kommt mit Wasser vorbei.
Kurz vor Ponte Locatello kehrten wir im „La Fornace“ ein, um uns ein wenig zu stärken. Am „Gasthaus zur Post“ in Riovaggio endete unsere heutige Tour, die uns immer am (derzeit fast ausgetrockneten) Bachbett des Reno entlang führte.
Ciao pellegrini,
zuerst will ich mich kurz vorstellen. Als meine liebenswerte Kollegin Elli mir von dem Vorhaben ihres Papas „von Regensburg nach Rom“ zu Fuß, erzählt hat, war ich Feuer und Flamme. Einen Teil davon habe ich zusammen mit meinem Italienischkurs in 5 Jahren (jedes Jahr eine Woche in den Pfingstferien) erpilgert. Allerdings war unser Start Florenz. Wir sind großteils entlang des Franziskuswegs gegangen mit Sack und Pack. Jeden Abend eine Unterkunft, am nächsten Morgen die nächste Etappe- eine Woche lang. Im nächsten Jahr wurde am Ziel vom Vorjahr gestartet. So schön haben wir Italien noch nie erlebt. Letztes Jahr haben wir Rom erreicht – ein magischer Augenblick.
Vieles kann ich so gut nachvollziehen, was ihr berichtet. Alle Achtung, dass ihr bei all den Strapazen und Corona auch noch diesen genauen Reisebericht schreibt.
Ich wünsche euch „buon viaggio“ und bin gespannt, wie es weiter geht.
Tanti saluti
Edith
Lieber Hans, lieber Sepp!
Bei allem Respekt für Eure täglichen Strapazen Eurem großen Ziel entgegenzupilgern, darf man all‘ diejenigen nicht vergessen, die Euch wochenweise mit dem Auto begleiten, die für die Unterkünfte und das unentbehrliche Wasser sorgen, die Ersatzkleidung und -schuhe, Verbandszeug mit sich führen und Euch auflesen, wenn es mal nicht weiter geht.
Kurz: Ohne die Ihr nicht unbeschwert pilgern könntet!
Ein ganz dickes Lob auch an Eure Begleiterinnen und Begleiter!
Und nicht zu vergessen die Vielen, die in Gedanken und im Gebet mit Euch sind!