Das Tal des Reno aufwärts…

13. August 2020 2 Von Hans Fischaleck

Vor diesem Tag war uns Angst und bange: Hatten wir bislang immer ein paar Varianten, um unseren Gehweg fern von Hauptstraßen festzulegen, so blieb uns für heute nur eine Variante übrig: Die Strada provinciale 325!! Meine Güte, was wird das werden? Auf einer Hauptstraße? Nach dem Frühstück fuhr uns Beate zum Ausgangspunkt in Sasso Marconi. Bei der Ausfahrt von der Autostrada passierte schon das erste Malheur: In Sasso Marconi Nord kann man nur mit Telepass ausfahren. Wir hatten keinen! So standen wir nun an der Schranke und überlegten, was zu tun sei. Wir fuhren zurück, um anderen Autos (mit Telepass!!) den Vortritt zu lassen. Ich stieg aus, um die Möglichkeiten zu prüfen. Da stand auf einem Schild, dass man bei Nichtfunktionieren der Schranke oder aus anderen Gründen den roten Knopf vor der Schranke drücken und dann auf Anweisungen warten solle. Das taten wir dann auch, und nach dem zweiten Drücken ging die Schranke von alleine auf. Wieder 1,60 Euro Autobahngebühr gespart, die kommen in den Opferstock der nächsten Kirche!

In Italien wird an allen Ecken und Enden die Geschwindigkeit elektronisch kontrolliert. Die meisten Kästen – so wie dieser – sind allerdings leer. Es gibt wohl nicht so viele Polizisten, die in so einen Kasten passen… (:-))

Dann ging es in die Via Ponte Albano, wo wir heute starteten. Erst nach Süden zum Kreisel, dann die SP 325 finden. Auf den zweiten Anlauf klappte es, und es war wie ein Wunder: Kaum Verkehr auf dieser Straße! Die Ursache war bald gefunden: Es gab eine neuere Straße, die oberhalb der alten verlief. So wurden unsere Befürchtungen schnell zerstreut, und wanderten frohen Mutes Richtung Süden.

Hier ein Vorschlag, wie man den sich selbst überlassenen Kreisel in Ergoldsbach in Höhe Siegensdorf gestalten könnte…
Das Tal des Reno bei Sasso Marconi, in der Morgensonne aufgenommen. Diesem Tal werden wir heute folgen…

Wir konnten häufig im Schatten gehen, weil die darüber liegende Straße östlich von uns verlief. Nach Scuola war in Cinque Cerri ein Zwischenstop geplant, aber alles lief nach Plan. So verabredeten wir uns mit Beate zum Mittagessen in Riovaggio. Wir folgten der SP 325 weiter nach Lama di Sette und dann nach Vado. Unterwegs zeigte sich der Apennin in seiner ganzen Vielfalt. Der Apennin entstand übrigens durch das Aufeinandertreffen der afrikanischen und der eurasischen Platte. Die Gesteinsformationen sind völlig anders als die der Alpen. Der Apennin besteht hauptsächlich aus Kalk, Mergel, Sandstein und Ton.

Diese Gesteinsschichten bröckeln leicht: Sandstein und Mergel
Der Blick zur Seite…
… nach Vorne….
… und zurück

Wir sehen in Vado eine Umleitung nach Riovaggio, die aber erst ab dem 17.08.2020 in Kraft treten soll. Also gehen wir tapfer weiter. Auch eine Absperrung kann uns nicht aufhalten, weil uns ja auch Fahrzeuge entgegen kamen. So schlimm können die Baumaßnahmen also nicht sein.

In einem eindrucksvollen Bogen umspannt die Eisenbahn die Hauptstraße von Vado

Nach einer weiteren Kurve nach Blogna tat sich buchstäblich ein Abgrund auf: Die Straße war weggebrochen in das Flussbett des Reno. Das liegt wohl an diesem weichen Gestein, das leicht unterspült werden kann.

Die Straße ist förmlich weggebrochen. Da geht ohne Haken und Seil nichts mehr…

An eine Kletteraktion war nicht mehr zu denken. Wir informierten Beate, dass sie uns hier aufgabeln und am anderen Ende wieder absetzen soll.

Unser charmanter Support fährt 7 km Umweg, um uns bis 500 Meter an das andere Ende der „strada interrotta“ zu bringen

Dann geht es an einigen Bauruinen vorbei (u.a. eine Brücke, die mit Eisen armiert, aber nie betoniert wurde) Richtung Riovaggio. Durst muss man hier im Übrigen nicht leiden. Sollte das Wasser knapp werden, dann ruft man einfach die 115, und die Feuerwehr kommt mit Wasser vorbei.

Die Feuerwehr sorgt für Abkühlung – so interpretiere ich zumindest dieses anschauliche Bild… (:-))
Selbst die Hunde halten neugierig Ausschau nach den beiden Pilgern aus Regensburg…

Kurz vor Ponte Locatello kehrten wir im „La Fornace“ ein, um uns ein wenig zu stärken. Am „Gasthaus zur Post“ in Riovaggio endete unsere heutige Tour, die uns immer am (derzeit fast ausgetrockneten) Bachbett des Reno entlang führte.

Hier endete für den ehemaligen Postler Sepp unsere heutige Tour
So sieht der Apennin von unserer Unterkunft in der Abendsonne aus