Eben, eben, eben…

10. August 2020 0 Von Hans Fischaleck

Der heutige Tag begann bereits sehr früh am Morgen. Der Grund dafür lag in der Lokalität des gestrigen Mittagessens in der Trattoria dalla Marta in Mortizzuolo. Die Chefin, die 84-jährige Marta, hatte gestern mitbekommen, dass Sepp und ich zwei Pilger auf dem Weg nach Rom sind. Sie war überwältigt, und hat uns spontan für heute Morgen um 8.00 Uhr zum Frühstück eingeladen. Zuvor mussten wir allerdings die fünf Kilometer bis zur Trattoria zurücklegen – zu Fuß. Deshalb verließen wir unsere Herberge bereits um 06.15 Uhr und machten uns eine Stunde später auf den Weg durch die morgendliche PoEbene. Ein toller Sonnenaufgang war der Lohn für`s frühe Aufstehen.

Einige Rebhühner tummelten sich am Wegesrand, und waren nicht einmal scheu. Die wissen genau, dass sie in Italien nicht gejagt werden dürfen.

Eine Gedenkstele am Straßenrand zur Erinnerung an Gefallene, die 1944 bei einer Explosion an dieser Stelle ihr Leben lassen mussten. Solche Stelen gibt es hier häufiger

Dann trafen wir bei Mama Marta ein. Sie kredenzte uns Milchkaffee in großen Tassen und dazu gab es selbstgebackene „Dolce“, und natürlich das bitter notwendige kühle, prickelnde Wasser. Zum Abschied machten wir ein Foto mit Mama Marta und versprachen ihr, ein Bild davon zu schicken. Das wird nicht so einfach, denn sie hat kein Internet!!

Frühstück bei Mama Marta
Eine Rose zwischen zwei Dornen – Mama Marta von der gleichnamigen Trattoria

Dann ging es auf die nächste Etappe, auf der Via Villanova nach San Felice sul Panaro. Plötzlich hält ein Kleinlaster neben uns, der Fahrer öffnet das Fenster und fragt: „Dove andate“? Wir zeigen auf unser Shirt und bedeuten: Nach Rom! Er fragt: A piedi?? Wir nicken. „Grande“, ruft er und hält respektvoll seinen Daumen hoch. Das gibt Auftrieb und Motivation, denn die Sonne brennt schon wieder erbarmungslos, und kein Luftzug regt sich. Die Halbliterflaschen leeren sich nach und nach, und Franz fängt uns in Camposanto mit Wasservorrat ab. Dazu ein paar Birnen, Pfirsiche und Feigen vom Wegesrand, das reicht. Appetit haben wir keinen.

Eindrücke vom Straßenrand: Eine historische Dampfmaschine vor Palmen und Olivenbäumen einer Gärtnerei mit Pferd

Nach Camposanto verlassen wir die SP 568 nach dem Panaro nach links, und riskieren einen Weg, der mit einer Schranke versperrt ist. Der wäre die ideale Alternative zur Staatsstraße. Ob die Brücke über den Kanal noch exisiert? Wer nicht wagt, auch nicht gewinnt, das war unser Motto. Und wir haben gewonnen!! Kilometerweit schattenspendende Bäume zu unserer Linken, und die Brücke war auch noch intakt. So kamen wir am frühen Nachmittag in der Kleinstadt Crevalcore, unserem Tagesziel, an. Diese Stadt hatte eine planquadratische Anlage, war aber sicher schon älter, wie die Bauten bewiesen. Eine neuromanische Kirche hatte einen alten romanischen Campanile, auch die Stadttore waren älteren Datums.

Neuromanische Kirche, alter romanischer Campanile: Die Kirche in Crevalcore
Das Kreuz in der Kirche ist romanisch – ob alt oder neu, kann ich leider nicht beurteilen
Blick zum südlichen Stadttor von Crevalcore – sieht sehr aufgeräumt aus

Und noch etwas hat diese Stadt zu bieten: An den Ortstafeln wird bereits darauf hingewiesen, dass es der Geburtsort von Marcello Malpighi ist, einem italienischen Anatom, der hier im Jahre 1628 geboren wurde und ein Pionier der Mikroskopie war. Studiert hat er im nahen Bologna, gestorben ist er 1694 in Rom, wo er u.a. der Leibarzt von Papst Innozenz XII. war.