Zwischen Gardasee und Valpolicella – Ankunft in der Poebene

6. August 2020 2 Von Hans Fischaleck

Der heutige Mittwoch sollte einige tolle Ausblicke bergen. Wir starteten bei herrlichem Sonnenschein in Peri, das wir gestern nur im Dauerregen erlebt hatten. Franz war von heute an unser Fahrer, der uns um 08.45 Uhr am Radweg in Peri absetzte.

Franz hat uns heute morgens in Peri abgeliefert…
… Sepp und ich wandern, Franz sorgt für unser Wohl!

Es herrschte eine tolle Morgenstimmung, und wir machten uns auf den Weg Richtung Dolcè, unserem ersten Zwischenziel heute. Es ging durch Weinberge, durch Akazienwälder und teilweise an der Staatsstraße 12 entlang.

Morgenstimmung im Etschtal bei Peri…
…und überall sind Weinberge zu sehen

Franz begleitete uns bis zu der Stelle, an der wir einen atemberaubenden Blick in die Höhe hatten: Zur Felsenkirche Madonna della Corona. Davon hatte uns Karl schon vorgeschwärmt, und ich hatte sie aus anderem Blickwinkel schon einmal gesehen.

Hoch oben und atemberaubend – die Felsenkirche Madonna de la Corona bei Brentino-Belluno

Unser erstes Zwischenziel ist Dolcè nach etwa 7 oder 8 km. Auf dem Weg dorthin kommen wir an sehr gepflegten Weinbergen vorbei. Endlich taucht auch das Weingut auf: Albino Armani. Ein toller Anblick, denn alles ist bestens gepflegt. Dorthin geht man auch gerne zu einer Weinprobe.

Das Weingut Albino Armani im Veneto
Angekündigt wurde das Weingut durch ein großes Holzfass von ca. 3000 Litern Inhalt

In Dolcè finden wir eine Bar vor, die Möbel aus Europaletten und Kabeltrommeln zusammengezimmert hat. Eigentlich eine gute Idee! Hier gibt es einen Espresso und Wasser.

Schon von Weitem grüßt die Kirche von Docè in der Morgensonne
Auf den Möbeln sitzt man eigentlich sehr gut

Nach der kleinen Stärkung in Dolcè geht es die Via Molino hinunter Richtung Etsch und an einem Agriturismo vorbei, der Landbau betreibt und auch für Radfahrer Kaffee, Säfte und kleine Snacks anbietet. Vor Ceraino wollen wir die Etschschleife nicht auslaufen, sondern abkürzen, was nur teilweise gelingt. Irgendwie verheddern wir uns…

Da geht es plötzlich nicht mehr weiter…

Aber dann finden wir eine Treppe abwärts und den Tunneldurchgang auf die andere Seite, und bald tut sich ein herrlicher Blick nach vorne auf. Die Berge werden niedriger und kleine Hügel gesellen sich dazu. Das hat schon ein bisschen Toskana-Feeling…

Ein erster Hauch Toskana umfängt uns…

Aber die Landschaft ist nach wie vor umwerfend. Wir sind heute zwischen Felswänden gestartet, und nun tut sich der Blick nach Vorne auf: Man erahnt die Poebene. Auch das Licht ist plötzlich wesentlich greller als bisher.

Der Blick nach vorne….
… und der Blick zurück. Daher sind wir heute gekommen

Dann begleitet uns die Etsch wieder. Die Etsch muss sich nach Ceraino noch durch die letzten Felsen quälen – ähnlich der Donau bei Weltenburg. Die Bilder sind wirklich fast identisch. Überwacht wird die Landschaft hier durch eine tolle Burganlage.

Der Etschdurchbruch nahe Ceraino, im Hintergrund die Burganlage…
…und am Ausgang des Durchbruchs liegt die Kirche von Volargne wie das Kloster von Weltenburg

In Volargne hatte Franz das Ristorante „Croce d`Oro“, also „Goldenes Kreuz“ ausgemacht. Ein fast schon etwas elitäres Restaurant, das aber die regionale Küche aus dem FF beherrscht. Fast alles selbstgemacht, verschiedene Nudeln und Ragouts dazu (auch vom Kaninchen!), Fisch, Fleisch – und alles zu bezahlbaren Preisen. Das i-Tüpfelchen war aber die Creme mit Biscuit und einem Amarone als Sauce – Topp!! Das merke ich mir!

Dass es hier ein Paradies für Feinschmecker ist, hat wohl fast 250 Jahre vor uns schon ein anderer entdeckt: Kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart kam auf seinen Italienreisen immer wieder durch Volargne. Volargne liegt an einer alten Poststraße.

Wolfgang Amadeus Mozart kam zwischen 1769 und 1773 desöfteren hier vorbei oder übernachtete sogar. Da war er zwischen 13 und 17 Jahre alt

Nach einem fast zu ausführlichen Mittagessen ging es weiter Richtung Ponton. Kurz hinter Volargne befanden wir uns plötzlich auf einer großen Industriestraße, wo sich die steinverarbeitenden Betriebe wie Perlen auf einer Perlenkette aneinander reihten. Hier wird Granit und Marmor abgebaut und verarbeitet. Links und rechts türmten sich große Steinblöcke oder schon bearbeitete Scheiben aus unterschiedlichstem Gestein.

Gesteinsblöcke unterschiedlicher Färbung….
… bereits geschnittene Scheiben…
… wieder Steinblöcke…
…und Säulen aus Marmor zieren die gesamte Via del Marmo

Der Verkehr nimmt plötzlich sehr stark zu. Wir müssen die Etsch noch einmal überqueren, um nach Pastrengo zu kommen. Das ist fast nicht möglich. Wir marschieren gegen die Sonne und gegen den Verkehr. Dann kommt eine Brücke, und mein Bruder Franz fährt zufällig an das andere Ende und instruiert uns über die Verkehrsführung. Wir ziehen den Radweg an einem Kanal der Hauptstraße vor. Außerdem gibt es von der Brücke noch einen ersten Blick Richtung Verona, ins Weinbaugebiet des Valpolicella.

Ein Blick Richtung Verona ins Valpolicella

Über eine weitere Brücke über den Kanal und einen Saumpfad erreichen wir – zufällig – einen einzigartigen Ausblickspunkt: Wir sehen gleichzeitig den Etschdurchbruch und auf den Gardasee…

Ein Blick auf den Gardasee tut sich plötzlich auf – am oberen Rand des Sees erkennt man die Halbinsel Sirmeone
Ein Blick Richtung Bardolino

Schnell war klar: Hier oben machen wir heute Abend Picknick. Ein steinerner Tisch und zwei steinerne Bänke laden geradezu dazu ein!

Tischlein deck Dich in Pastrengo….

Schnell werden Brot, Käse, Salami, Schinken, Tomaten, Paprika und Wein gekauft. Und dann genießen wir den Sonnenuntergang auf diesem Hügel in Pastrengo…

Sonnenuntergang über dem Gardasee und über Pastrengo
Romantische Stimmung am Abend – die Sonne versinkt hinter den Bergen am Gardasee