Durch die Poebene…

6. August 2020 2 Von Hans Fischaleck

Auf unseren Trainingswanderungen haben Sepp und ich immer darüber gesprochen, dass sie die große Herausforderung wird: Die Poebene! Immer flach, kein Schatten, kaum Wind, und oft heiß! Das sollte sich heute schon gleich bewahrheiten. Die nächsten Tage sind purer Sonnenschein und Temperaturen von über 30 Grad angesagt.

Morgens starteten wir zeitig, um der größten Hitze des Tages zu entkommen. Wir starteten unsere heutige Tagestour wieder an dem Kanal, an dem wir gestern Franz getroffen hatten. Dieser Kanal führt auf dem Weg nach Verona auch an Bussolengo vorbei, wo wir für zwei Tage unser Quartier aufgeschlagen haben. So gehen wir quasi wieder zurück. Die Sonne scheint bereits ohne Erbarmen, es weht kein Wind. Alleine die Zypressen am Rand des Radwegs spenden Schatten. Eine Ente schwimmt mit uns um die Wette im Kanal. Keine Kunst, sie schwimmt mit der Strömung, aber irgendwie haben wir ihr es angetan. Sie zeigt uns allerhand Kunststücke, bis sie auf Artgenossen trifft.

Nur die Zypressen spenden stellenweise wohltuenden Schatten…

Interessant ist, dass der Etschkanal an dieser Stelle schon etwa 50 bis 60 Meter über dem Niveau der Etsch liegt. Um dieses Niveau beizubehalten, muss man ihn bei Quertälern über Aquädukte führen. Etwa fünf an der Zahl haben wir gezählt. Nach links tut sich wieder ein schöner Blick auf das fruchtbare Valpolicella-Gebiet auf. Und das in der Morgensonne – ein richtiges Geschenk!

Ein fast römisch anmutendes Aquädukt über eine Schlucht
Die Weinberge und Ortschaften von Valpolicella in der Morgensonne

Dann erreichen wir Bussolengo, wo heute Markttag ist. Das kommt uns bekannt vor, weil wir in der Nähe der Kirche auch wohnen.

Die Kirche von Bussolengo im typischen weiß-roten veroneser Stil

Gleich am Stadtrand sind herrliche alte Villen in schönen, eingewachsenen Gärten.

Villa in einem gepflegten Garten in Bussolengo

Dann erreichen wir den Markt, und wenden uns nach Süden.

Auf dem Markt sieht alles so lecker aus, auch Pfifferlinge und Steinpilze werden angeboten

Wir müssen den Weg nach Sommacampagna finden. Leider gibt es dahin keinen Rad-oder Wanderweg, es bleibt nur die Straße! Und das ist absolut kein Vergnügen. Die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel, und wir stapfen die Straße entlang. Franz versorgt uns an diversen Stellen mit Wasser.

Die Sonne brennt unerbärmlich
So sieht unser Weg nach Sommacampagna aus

Der Verkehr ist heftig! Kein Wunder, denn wir laufen auf der Verbindungsstraße von zwei Autobahnen, der A 22 vom Brenner nach Modena, und der A 4 von Milano nach Venedig. Und das ohne Bürgersteig. In Sommacampana stehen zwei ältere Damen auf der Straße und sprechen uns an. Sie haben die Aufschrift auf unseren Shirts gelesen und uns respektvoll als „Bravi“ bezeichnet. Wir unterhalten uns ein wenig, die eine spricht fließend französisch, was mir sehr entgegenkommt. Sie wünschen uns noch alles Gute für den weiteren Weg.

Zwei Damen in Sommacampagna sprechen uns an…

In einer Bar in Sommacampagna machen wir eine kurze Rast. Hier sehen wir übrigens die erste frei wachsende Bananenstaude auf unserem Weg. Hier in der Nähe der Alpen ist es wesentlich wärmer im Winter als weiter südlich, weil die kalten Winde aus dem Norden erst etwa 50 km später nach unten fallen.

Die erste, frei wachsende Bananenstaude in Sommacampagna

Auf unserem weiteren Weg nach Villafranca di Verona noch ein Novum: Sepp hatte sich erst gestern bei mir beschwert, dass er noch keinen italienischen Postboten, einen „collega italeana“ getroffen hätte. Heute war es so weit: Er fuhr uns gleichsam direkt in die Arme.

Endlich der erste Postbote…

Villafranca di Verona ist schon lange zu sehen, aber es kommt einfach nicht näher. Es ist mühsam, in der Mittagshitze gegen den Verkehr anzukämpfen. Aber irgendwann erreichen wir das Ortsschild, doch die weithin sichtbare Kuppel der Kirche ist nicht mehr zu sehen. Erst im vergangenen Jahr war ich mit meinen Arbeitskollegen Hans Braumiller, Peter Nickel und Dr. Martin Tauscher hier in Villafranca, als wir die Arena von Verona besuchten. Ich ahnte damals noch nicht, dass mein Weg nach Rom genau hier vorbei führen würde…

Die Kirche von Villafranca. Im vergangenen Jahr hatten wir uns an der Fontäne vor der Kirche erfrischt
Das ehemalige Kastell von Villafranca

Wir gehen Richtung Zentrum und wenden uns dann zum Bahnhof. Franz trifft zufällig auf uns, und wir besprechen den weiteren Weg. Sepp hat eine gute Idee: In Verlängerung der Via de Trieste gibt es eine Sandstraße entlang eines Kanals, der direkt zu unserem heutigen Tagesziel führt: Povegliano Veronese.