Der Sonne entgegen – auch bei Regen…

4. August 2020 3 Von Hans Fischaleck

Der heutige Dienstag bot von vornherein schon zwei Superlative: Wir werden zum einen bei Borghetto die Grenze ins Veneto überschreiten, zum anderen ist heute Bergfest: Wir haben die Hälfte der Strecke nach Rom geschafft – 575km!!!

Ein anderer Superlativ gesellte sich ungeplant hinzu: Es regnete den ganzen Tag!! Das hatte der Wetterbericht bis gestern Abend auch vorausgesagt, aber heute Morgen gab er Entwarnung, zumindest bis 14 Uhr.

Als wir bei unserem Quartier in Rovereto das Auto bestiegen, das uns zum Ausgangspunkt nach Avio bringen sollte, tröpfelte es bereits. Karl hatte heute seinen letzten „Fahrdienst“, er fuhr um 09.45 Uhr wieder zurück nach Ergoldsbach. Heute kommt mein Bruder Franz um 16.17 Uhr in Rovereto an, um das Fahrzeug zu übernehmen.

Von hier oben starteten wir in den Weinbergen, mit schönem Blick auf Ala, aber tristem, grauem Himmel

In Ala sah es ähnlich aus, aber wir machten uns erst einmal ohne Ponchos auf den Weg nach Avio. Aber der Wind trieb die Gewitterwolken hinter uns her, so dass wir nach vorne zwar hellen Himmel hatten, aber dennoch kräftig nass wurden.

Blick unter die Pergola – der Rosenstock rechts ist eine sogenannte Indikatorpflanze. Rosen werden vor den Reben vom Mehltau befallen, so dass der Winzer weiß, wann er die Spritze auspacken muss

Ohne Ponchos ging also nichts!! Aber wir waren tapfer, denn kalt war es eigentlich nicht. Die erste wirkliche Bewährungsprobe für unsere Wanderschuhe stand an. Und dies an einem Tag, an dem wir die Lessinischen Berge durchquerten.

Die Monti Lessini sind bis obenhin bewaldet…
…aber bei wolkenverhangenem Himmel bloß halb so reizvoll

Nach einer Biegung bot sich schon der erste Blick auf das Castello di Avio, das sicher jeder von seiner Fahrt durch das Etschtal kennt. Eine mittelalterliche Burganlage mit langen Wehrmauern, die derzeit wieder instand gesetzt wird. Ich war mit der VHS-Wein- und Kulturfahrt schon einmal vor Ort. Die Burg birgt herrliche Fresken, die man so nicht vermutet. darüber hinaus natürlich einen unvergleichlichen Blick ins Tal.

Der durch Regen getrübte Blick auf das Castello die Avio

Plötzlich tat es einen Donnerschlag, der durch das ganze Tal hallte. Es war wie ein Salutschuß einer Kanone, nicht weit von uns entfernt. Bis wir uns sammelten, um der Ursache auf den Grund zu gehen, erklärte sich das Rätsel von selbst: Auf unserer Höhe – wir gingen neben der Autobahn – rollte ein Lastwagen auf den Felgen auf die Standspur. So ein Reifenplatzer macht einen ohrenbetäubenden Lärm, das hätte ich nicht gedacht!

Das Castello die Avio aus einer anderen Perspektive mit der Ortschaft Avio – übrigens ein Zughalt. Man kann zu Fuß vom Bahnhof bis zur Burg laufen

Wir ließen Sabbionara rechts am Weg liegen, mussten wieder die Flussseite wechseln, und da war sie: Die Grenze zwischen dem Trentino und dem Veneto! Unser erster heutiger Höhepunkt!

Genau die Flussmitte markiert die Grenze zwischen Trentino – Alto Adige und dem Veneto

Es hörte einfach nicht auf zu regnen. So suchten wir in Borghetto, wo der Radweg Alto Adige endet, eine Bar. Aber es gab keine. Ich war ganz konsterniert, weil ich Sepp versprochen hatte, in jedem noch so kleinen Italienischen Nest gäbe es (mindestens!!) eine Bar.

Bitte Lächeln – auch wenn`s schwer fällt… (:-))
An dieser Stelle bauten italienische Soldaten am 22. September 1917 eine Brücke, um über die Etsch zu setzen und an den alten Ruhm des venetianischen Löwen zu erinnern.

Auf dem Weg nach Peri passierten wir Ossenigo, dann kam noch eine Neuheit ins Spiel: Eine Schranke für die Radfahrer! Der Fahrradweg durchquert quasi eine Furt, die bei Regen auch mal überflutet sein kann. Dann wird die Warnlampe eingeschaltet und die Schranke heruntergelassen. Dieser Weg ist dann unpassierbar. Heute hatten wir Glück!

Die Schrankenanlage vor dem Bachbett, dazu eine Warnlampe und eine Warntafel
Der Bachlauf, der so harmlos aussieht…

Endlich erreichten wir Peri. Der Regen hatte etwas nachgelassen, aber es tröpfelte immer noch. Mit dem Trenitalia ging es zurück nach Rovereto in unser Quartier. Morgen werden wir unser Quartier bereits in Bussolengo aufschlagen, ganz nahe bereits an Verona.

In Peri hätte es auch eine Bar gegeben…