Links am Gardasee vorbei…

3. August 2020 1 Von Hans Fischaleck

Unsere heutige Tour startete in Besenello, ging über Rovereto am Gardasee links vorbei und endete in Ala. Ala heißt sowohl im lateinischen wie im italienischen Flügel, im italienischen aber auch Außenstürmer oder Flügelspieler. Als solche fühlten wir uns heute, als wir am Gardasee außen vorbeistürmten.

Der Start war perfekt! Nach einer Gewitternacht umfing uns kühle Luft, und die Sicht auf die Berge war klar. Über Besenello sahen wir die Burg Beseno, die größte Festung im Trentino. Auf Grund der strategisch wichtigen Lage auf einem Hügel zwischen Rovereto und Trient war sie Austragungsort bedeutender Schlachten. Die berühmteste unter ihnen ist sicher die Schlacht von Caliano im Jahre 1487 zwischen Tiroler Truppen und Venedig, wobei die Venezianer eine überwältigende Niederlage in ihrem Vormarsch Richtung Trient erlitten.

Start in der Morgensonne bei Besenello. Im Hintergrund die Kirche des gleichnamigen Ortes.
Bereits im Morgenlicht liegt die Festung Beseno hoch über dem Ort Besenello, noch von Nebelschwaden umwoben

Heute führte unser Weg oft an Weingärten vorbei oder sogar mitten hindurch. Die nahe Autobahn vom Brenner nach Modena war teilweise so nah, dass eine Unterhaltung unmöglich war. Für Schweigeexerzitien der passende Rahmen (:-)).

Irgendwann trafen wir am Damm neben der Etsch auf zwei- und vierbeinige Gesellschaft, wobei der Vierbeiner die Pfützen liebte, die der Gewitterregen in der Nacht hinterlassen hatte. Frauchen sah das gar nicht gerne…

Grauburgundertrauben in der Morgensonne
Das Spiel „Wer trifft die Pfütze“ gewann eindeutig der Vierbeiner
Vom Gardasee aus drückten die Wolken über die Gipfel der Berge ins Etschtal

Auf unserem Weg nach Rovereto kamen wir an vielen Schrebergärten und Weingärten vorbei. Die Vegetation ist schon durch und durch mediterran, alles ist in sattem Grün, jedes Grün ist unterschiedlich. Ich hatte heute Morgen unsere Gehkilometer gezählt: Es waren bereits 525 km seit Regensburg. Auch exotische Pflanzen tauchen hier auf, so die chinesische Lagerströmie.

Hatte ich vorher noch nie bewußt gesehen: Die chinesische Lagerströmie. Der Name untertreibt in gewissem Maße ihre Blütenpracht

Das Etschtal war an dieser Stelle vor ca. 2000 Jahren eine Großbaustelle: Die Stadt Trient war von den Römern erobert und zu einer Handelsstadt ausgebaut worden. In den gleichen Zeitraum fiel der Bau der Via Claudia Augusta durch das Etschtal.

Informationstafeln beschreiben die historischen Fakten des Etschtals

Nach 11 km gelangten wir in Rovereto an und stärkten uns in einer kleinen Bar. Danach ging es über einen Aufstieg zur alten Stadtmauer weiter Richtung Ala, unser heutiges Tagesziel.

Verbindungsbrücke über ein mittlerweile fehlendes Stadttor in Rovereto
Romantisches Gässchen an der ehemaligen Stadtmauer mit Glyzinie
Der Donaudurchbruch bei Weltenburg – Quatsch, das ist die Etsch hinter Rovereto. Schon sehr ähnlich, oder?

Der Radweg wechselte sehr häufig zwischen den Ufern der Etsch hin und her. So kommt man auf ca. 10% mehr Wanderleistung als vorausgeplant. Man sieht auch sogenannte „Vollversorger“ neben dem Fluß. Eine Familie hatte Hühner und Ziegen, einen vollen Gemüsegarten und alle Sorten von Obstbäumen. A popos Obstbäume: Wir labten und heute an schon herrlich reifen und saftigen Birnen, die wir neben dem Weg auf dem Boden liegend fanden.

Gelangweilt schauen die beiden Ziegen von ihrer Terrasse aus den Radfahrern und Wanderern zu. Im Vordergrund ein Kiwistrauch

Dann trennten sich die Radwege. Gott sei Dank – denn die meisten wollen zum Gardasee, wir wollen nach Ala und weiter nach Verona.

Für uns geht es geradeaus – und sind die vielen Sprintradfahrer los, die zu Hause nachsehen müssen, wo sie eigentlich waren…
Spieglein, Spieglein, an der Straße, wer hat von uns die schönste Nase??

Kirche über Ala
So sieht der Weg bei ankommendem Gewitter aus…

Nun ging der Weg weiter durch die Weinberge, und auch leicht bergan. In der Ferne sahen wir schon Gewitterschauer. Wir überlegten, ob wir uns in eine Weinpergola zurückziehen und den Poncho über uns aufspannen sollten. Glücklicherweise fanden wir eine offene Hütte, die uns vor dem Regen schützte.

Stilleben in der Schutzhütte