Das Trentino oder alle Wege führen nach Rom
Das Sprichwort mit all den Wegen, die nach Rom führen, haben wir schon häufig benutzt. Was aber niemand dazusagt: Es sind nicht immer die geradesten und kürzesten Wege, die dahin führen. So heute erlebt beim Einstieg in Lavis, als der Weg der Morgensonne entgegen ging (also nach Osten, eigentlich wollen wir nach Süden…). Als der Weg dann nach Norden abbog, wurde ich skeptisch, dann tat sich wieder eine Wendung nach Osten auf, dann ein kurzer Südschwenk über eine Holzbrücke und das Ganze nach Westen zurück. In einer Stunde 5,5 km geschafft, aber nur 2 km vom Ausgangspunkt weg – toll!!
Von da an ging es mehr oder weniger der Etsch entlang, und der Weg wechselte oft das Etschufer. Ich wunderte mich, dass morgens schon so viele Radfahrer unterwegs waren, mehr als sonst. Da fiel mir ein: Heute ist ja Samstag. Man verliert als Pilger leicht den Überblick, weil es ja auch egal ist. Unsere Hauptaufgabe ist das Pilgern nach Rom, sonst nichts. Und nach eineinhalb Stunden war zu erkennen: Jetzt ist man in Trient angekommen, nach der auch die autonome Provinz benannt ist.
Der Tag versprach heute nochmals heiß zu werden, bis 36 Grad. da ist frühes Aufstehen angesagt. Auch für Wasser soll gesogt sein. Anders als die vielen Brunnen am Brenner gibt es hier entlang des Radwegs immer wieder Wassertankstellen. Allerdings ist das Wasser nicht mehr so kühl wie im Norden.
Hier schmiegt sich auch die Etsch ganz eng an die Felswände am rechten Flußufer. Das fruchtbare Land mit seinen Obstplantagen, Weinbergen und Schrebergärten zieht sich durch die Ebene nach links. Jeden Meter tun sich neue Blickwinkel auf. Es ist herrlich. Da musste ich unweigerlich an den heutigen Tagesimpuls denken: … „damit wir Deine Wunder entdecken können in allem, was uns umgibt…“
Die Sonne wärmte heute sehr schnell, und es gab bislang wenig Schatten. Da tat sich der Blick nach Trient auf, im Hintergrund der Domturm mit der „Haube“.
Man taucht unvermittelt ein in die Stadt, die so viel Platz hat, dass es einen Fußweg und einen Radweg an der Etsch entlang zeitigt. Ich war schon ein paarmal in Trient, aber es ist zu Fuß ein völlig anderes Ankommen dort. In einer Bar war nach zwei Stunden Marsch eine kleine Pause angesagt: Un cafè e un mezzo di aqua frizzante. Dann ging es der Etsch entlang weiter, unter einer Platanenweg mit uralten Bäumen. Diese haben sicher Kaiser Franz Josef I. schon Schatten gespendet.
Hinter Trient kommen regelmäßige Motorengeräusche von einem nahe gelegenen Flugplatz. Es wir heißer, es weht kaum ein Wind. Vororte werden durch Obstplantagen abgelöst. Da tauchen Wassersprenkler auf, und ich dachte nur eines: Kalt duschen!!!!
Weiter ging der Weg zur nächsten Brücke, wo der Weg wieder das Etschufer wechselte. Diese führte nach Matarello, der Partnerstadt von Ergolding. Und ich befand mich weiter auf der Via Claudia Augusta…
Jetzt wird es brütend heiß, und das Wasser geht zur Neige. Die Wassertankstellen bleiben aus, es hilft nur noch Karl. Der macht sich mit einem Sixpak Wasser auf die Reise, und trifft dann in Besenello auf den durstigen Wanderer. Besenello ist auch der Endpunkt der heutigen Tour. Wir übernachten noch in Mezzocorona. Hier gibt es eine Seilbahn, die von der Kirche direkt auf den Monte di Mezzocorona fährt – und einen tollen Blick preisgibt.
Servus Hans und Sepp,
schon bewundernswert, was Ihr da durchzieht. Und dann noch die Zeit und Lust für eine Reisebeschreibung zu finden, die man wohl in keinem kommerziellen Reiseführer finden wird, ist der Wahnsinn. Rechte sichern!
Machts gut und viele Grüße
Hans
Servus Hans,
nun seid ihr durch die Region meiner Vorfahren gewandert. Ich ziehe meinen Hut vor eurer Leistung! Vielen Dank für die schönen Eindrücke, die ihr uns mit diesem Blog vermittelt.
Ich bleibe weiter dabei!
Liebe Grüße und bleibt gesund
Roland