Den Brenner abwärts, dem Eisack entlang…

29. Juli 2020 1 Von Hans Fischaleck

Der Eisack begleitete uns von Beginn an, den Brenner abwärts. Als kleines Bächlein turtelte er neben uns her, mal rechts, mal links, aber immer sehr bescheiden und moderat. Das sollte sich im weiteren Verlauf deutlich ändern. Als wir von unserer Herbergsmutter, Frau Henökel, in Steinach am Brenner Abschied genommen hatten, fuhr uns Karl dann nach Sterzing, um unsere Wanderung nach Rom wieder aufzunehmen. In der Touristeninformation erkundigten wir uns noch einma nach dem besten Weg. Der führte durch den Zwölferturm, am Rathaus vorbei, direkt Richtung Eisack.

Im Innenhof des Rathauses besichtigten wir noch den römischen Meilenstein, den man in den 70er Jahren in Sterzing drei Meter unter dem Straßenniveau entdeckt hatte. Auch den Mithrasstein nahmen wir in Augenschein, der auf einen früheren römischen Kult hindeutet.

Der sogenannte Zwölferturm, der im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft der Fugger erbaut wurde
Das schöne Rathaus von Sterzing…
… und der römische Meilenstein im Innenhof

Es ging schnell ins Grüne an den Eisack, der unser ständiger Begleiter war. Lange schon konnten wir Burg Reifenstein auf einem Hügel über dem Eisack erkennen.

Burg Reifenstein auf einem Hügel über dem Eisack hinter Sterzing

Aber nicht nur im Ebersberger Forst gibt es schnurgerade Wege. Mit dem Unterschied, dass hier die Landschaft herum viel interessanter und abwechslungsreicher ist.

Schnurgerade läuft hier der Eisack und der Radweg parallel zur Brennerautobahn.

In Freienfeld wendete sich der Weg zum Berghang und wir durchquerten den malerischen Ort Stilfes mit seinen historischen Bauwerken.

Die Kirche von Stilfes, umgeben von einem Friedhof mit geschmiedeten Eisenkreuzen…
… und dem historischen Pfarrhof
Der Blick zurück nach Freienfeld von Stilfes aus

Wir gingen weiter rechts des Eisack am Bergrücken Richtung Brixen. Herrliche Blicke taten sich auf in der frischen Luft. Und einstmals herrschaftliche Häuser lagen am Weg, die längst verlassen sind – schade!

Von oben tun sich herrliche Perspektiven auf. Das Wetter gewährte eine sehr gute Fernsicht.
Einstmals herrschaftliche Häuser verfallen…

Kurz vor Grasstein kam uns Karl auf dem Rad entgegen. Er hatte zwischenzeitlich ein Lokal in Mittewald ausfindig gemacht, in dem wir zu Mittag essen konnten.

Karl, unser Begleitfahrer, brachte gute Nachrichten: In Mittewald können wir zu Mittag essen, direkt an der Martinsbrücke über den Eisack
Auch als Kellner macht Karl eine gute Figur. Nur das Essen wollte er uns nicht servieren… (:-))
Bunter Blumenschmuck an der Martinsbrücke in Mittewald. Die dortige Pfarrkirche aus dem 13. Jahrhundert ist dem heiligen Martin von Tours geweiht

Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg nach Franzensfeste. Unterwegs passierten wir eine Baustelle des Brennertunnels, der hier den Eisack unterlaufen soll. Bereits bei Gries sahen wir die Baustelle der ARGE Brennertunnel. Die Österreicher arbeiten seit Jahren auf Hochtouren, die Deutschen suchen immer noch das Gleis dorthin – wie peinlich!!

Bei Franzensfeste stießen wir wieder auf einen alten Römerweg, der direkt an der Festung nach oben führt

Dann sahen wir die Festung und den tiefer liegenden See. Vom Auslauf des Brennertunnes sieht man hier gar nichts. Der Weg steigt hier zum Teil stark an. Radfahrer fragen nach unserem Ziel, nachdem sie auf Sepps Rücken die Worte Regensburg – Rom lesen können. Hier zollt man uns bereits Respekt, weil wir mittlerweile glaubwürdig weit von Regensburg entfernt sind. In Pfeffenhausen reichte es nur zu einem „Aha“. Aber meistens werden wir gefragt, wo unsere Fahrräder sind…

Die in den Jahren 1833 bis 1839 erbaute Festung Franzensfeste. Hier trifft übrigens ein Breitengrad mit einem Meridian aufeinander, ein geodätischer Fixpunkt

Das Klima wurde milder. Schon sahen wir die ersten Weinreben, Feigen-bäume und Zedern. Wir näherten uns dem Kloster Neustift, das bekannt ist für seine überragenden Eisacktaler Weine. Abends gab es zwei Fläschchen davon.

Die ersten Weinreben an einer kleinen Kapelle, bereits in Pergolaerziehung. Die Blätter werden über die Trauben gezogen, dass sie bei dem doch häufigeren Hagel in dieser Gegend nicht Schaden nehmen
Obstgärten und Weinreben säumen unseren Wanderweg
Malerischer geht es kaum – für einen Weinliebhaber….
Kloster Neustift! Der Klosterkeller schließt bereits um 19 Uhr – zu früh für uns…

Der Weg geht wieder zurück zum Eisack, der mittlerweile ein breites Bett besitzt. Unter schattigen Alleen geht es fast bis ins Zentrum von Brixen. Im Hotel Grauer Bär haben wir unsere Zelte aufgeschlagen. Die heutige Etappe war mit 33 km die bisher längste unserer Tour.

Die Domtürme überragen die Dächer der Altstadt
Der Brixener Dom, in dem ich bei einer Diözesanwallfahrt mit ca. 200 Sängerinnen und Sängern als junger Erwachsener bereits gesungen habe