Der Brenner – bedeutende Handelsroute und Pass der Sehnsucht

26. Juli 2020 8 Von Hans Fischaleck

Der Brennerpass ist eine der bedeutendsten Routen des Alpentransits, für den Straßenverkehr die meistgenutzte überhaupt. Der 1370 Meter hoch gelegene Pass diente bereits ab dem 5. Jahrhundert vor Christus den Breonen und Genaunen als wichtigste Verbindung für Handelsbeziehungen. Im Jahre 15 v. Chr. zog ein römisches Heer unter der Leitung von Drusus gegen schwachen Widerstand der einheimischen Stämme über den Alpenhauptkamm Richtung Norden. Der Pass bildete zur Römerzeit eine wichtige Verbindung zwischen Italien und der Provinz Rätien.

Aber auch die deutschen Könige nahmen auf dem Weg nach Rom zur Kaiserkrönung häufig den Brennerpass. Keine geringeren Als Kaiser Friedrich Barbarossa oder sein Enkel Friedrich II. waren öfter als einmal auf dieser Route unterwegs, übrigens auch Konradin, der letzte Hohenstaufe, als er das Reich wieder herstellen wollte.

Auf dieser Route, die mit vielen Sehnsüchten verbunden war, waren auch wir heute unterwegs. Wir sahen die gleichen Bergspitzen, die gleichen Täler, die gleichen Gebirgszüge wie tausende dieser berühmten Vorfahren Jahrhunderte vorher. Auch für uns war dieser Pass ein Ort der Sehnsucht, denn auf unserer Reise nach Rom werden wir nie wieder so hoch hinaus geführt wie am Brenner, und am Brenner beginnt – ITALIEN!

So starteten wir heute bei bewölktem Wetter vom Bahnhof Gries aus Richtung Brennerpass, wobei der Weg wieder über die alte Brennerstraße führte. Kurz nach dem Start schon mussten wir uns mit Ponchos gegen die Regentropfen schützen, die zunehmend aus den grauen Wolken fielen. Aber es war, als wollte Petrus uns nur ärgern: 10 Minuten später brach die Sonne durch und unsere Ponchos verschwanden wieder im Rucksack. Es ging immer bergan, von Gries aus waren ca. 300 Höhenmeter zu bewältigen.

Der Brennersee lag still und ruhig petrolfarben da, wir mussten durch teils morastigen Boden unseren Weg bahnen, denn die Alternative wäre ein Spaziergang auf der Autobahn gewesen.

Still ruht der Brennersee…

Wanderwege gibt es hier nicht, und so war man hin und wieder auf Trampelpfade angewiesen.

Aber dann war es geschafft: Wir waren am Brennerpass in 1370 Metern Höhe. Und gleich darauf in Italien. Wir hatten es geschafft, und das nicht mal voll ausgepowert. Von nun an sollte es bergab gehen…

Ort der Sehnsucht: Der Brenner

Selbstverständlich dokumentierten wir unsere Anwesenheit auch an der offiziellen Höhenmarke des Brenner. Da waren wir übrigens nicht die einzigen.

Im Boden eingelassen ist die offizielle Höhenplatte des Passes
Die Kirche von Brenner

Dann ging es auf dem Radlweg abwärts, und wir fröhlich mit dabei. Die Radwege laufen auf den aufgelassenen Bahnstrecken, dabei kommt natürlich auch der eine oder andere Tunnel vor.

Tunnel auch für Fußgänger, der Eissack-Radweg

An dieser Strecke stehen teilweise auch noch die alten Bahnhöfe, dem Verfall preisgegeben…

Hier der alte Bahnhof Moncucco – Schelleberg

Nach drei Kilometern mussten wir über einen steilen Trampelpfad nach Gossensass abbiegen, um die Chance auf ein Mittagessen dort zu erhöhen. Beim „Moarwirt“ gab es dann einen lauwarmen Speckknödel mit Salat.

Der Trampelpfad nach Gossensass
Die Pfarrkirche von Gossensass
Schmuckes Haus in Gossensass, daneben ein Brunnen mit frischem Quellwasser

Nach einer ausgiebigen Mittagspause nahmen wir uns noch die letzten 7,5 km vor nach Sterzig. Immer auf dem Radweg hatten wir eine gute Orientierung. Plötzlich wurden wir auf italienisch angesprochen und Hochachtung ausgedrückt: Es war die italienische Familie, die wir kurz nach dem Brenner getroffen hatten. Ah, Roma – ma non oggi! Sie zollten unserem Tempo Respekt und wünschten uns „in bocca al lupo“, was so viel wie „Viel Glück“ bedeutet. Im Westen braute sich ein Gewitter zusammen,und vor uns regnete es schon in den Bergen. Wir erreichten bei schwüler Witterung Sterzing, unser heutiges Tagesziel.

Und mit dem Zug ging es wieder zurück nach Gries, wo unser Auto stand. Und die Züge waren pünktlich. Anders als bei Karl unserem nächsten Begleitfahrer. Den wollten wir um 21.15 Uhr in Innsbruck abholen. Aber der Zug aus Landshut hatte 35 Minuten Verspätung, der Anschluss in München war weg. Nun holen wir ihn um 23.24 Uhr in Gries am Brenner ab. Es bleibt eine Katastrophe mit der Deutschen Bahn!