Hebe Deine Augen auf, zu den Bergen…(Psalm 121)

23. Juli 2020 3 Von Hans Fischaleck

Die heutige Tour stand ganz im Zeichen der ersten Bergetappe. Bislang war außer kleineren Erhebungen und dem Achenpass nichts Spektakuläres dabei. Das sollte sich heute ändern! Denn gleich nach dem Innübergang bei Hall ging es steil nach oben. Aber zurück zum Start beim Fremdenverkehrsbüro in Hall, wo uns große Hilfe zuteil wurde (übrigens auch Psalm 121 … „von welchem Dir Hilfe kommt“!). Wir fragten nach einer brauchbaren Wanderroute, um von Hall nach Patsch am Patscherkofel zu kommen. Die eine der beiden Dann wiegte den Kopf hin und her und sagte, sie wisse auch nicht genau, wie sie uns schicken sollte. Aber dann schien ihr Entschluss festzustehen, uns über Tulfes und Judenstein nach Rinn zu schicken, von dort nach Sistrans und über Lans nach Patsch. Da wir aber den ganzen Tag unterwegs waren, fragten wir, wo wir denn unser Auto abstellen sollten, denn die Parkzone wies maximal 180 Minuten aus. Und Touristen anzulocken zu einer Tagestour, das Auto aber nach drei Stunden wieder wegfahren zu müssen decke sich nicht mit den Gesetzen von Zeit und Raum! Abermals wiegte sie den Kopf und gab zu, dass dies ein Problem sei. Dann einigten wir uns darauf, dass wir unser Auto AUSNAHMSWEISE auf den 30-Minuten-Parplätzen des Fremdenverkehrsbüros parken dürften. Ein Bußgeld sei deshalb nicht zu erwarten, weil sie selbst es sei, die da kontrolliert. (:-))

Die Mühle an der alten Münze hinter dem Fremdenverkehrsamt, im Hintergrund die Nordkette der Inntaler Alpen

Mit dieser Lösung waren wir sehr zufrieden („Sepp, man muaß mit de Leid bloß red`n…!“). Als wir feststellten, dass wir kein frisches Wasser gefüllt hatten sprachen wir abermals vor, und bekamen unsere Flaschen mit herrlich frischem Quellwasser aufgefüllt. Das nenne ich Dienstleistung und Service am Besucher. Aber wir ließen uns nicht lumpen und füllten kräftig die Kaffeekasse (vielleicht war es auch die Schoppenkasse…)

Der Münzturm der alten Münze in Hall in Tirol

Bei herrlichem Morgenwetter starteten wir unsere Tour. Dabei taten sich so manche eindruckvolle „Durchblicke“ auf.

Die Stadtpfarrkirche von Hall zwischen zwei Häusern hindurch

Wir suchten uns die hölzerne Innbrücke, die zu unserem Wanderweg führen sollte. Gleich war man versucht, zu sagen, da ist kein Wanderweg. Aber die Augen von Sepp entdeckten einen Trampelpfad, der sich als der besagte Weg entpuppte. Man darf nicht immer grüngesäumte Wanderwege aus Asphalt erwarten!

Die menschenleere Holzbrücke über den Inn in der Morgensonne…
Wer Dschungelerfahrung hat, hat keine Probleme – der „Wanderweg“ kurz hinter Hall

So kämpften wir uns in einer guten halben Stunde hoch über das Inntal, und die Belohnung war ein genialer Blick zurück auf die alte Salzstadt Hall.

Der Blick zurück nach Hall mit der Nordkette im Hintergrund – hebe Deine Augen auf…

Bei Mäusl bemerkten wir noch rechtzeitig, dass wir an einer Abkürzung nach Rinn vorbeigelaufen waren. Kommando zurück, das geht kürzer und ohne Straßenverkehr. Eine Frau am Weg beschrieb uns den Weg ganz exakt, und so tauchten wir ein in den Wald, weg von der schon kräftigen Sonne. Aber wir schwitzten trotzdem. Wir machten innerhalb von einer knappen halben Stunde mehr als 200 Höhenmeter!! Oben angekommen zogen wir erst mal unsere schönen Romwandershirts aus, um sie auzuwinden und in die Sonne zum Trocknen zu hängen (:-((.

Der Patscherkofel, unser heutiges Ziel, war in der Ferne schon auszumachen. Dann wanderten wir weiter nach Rinn, von da aus über die Wiesenhöfe und Asten nach Sistrans.

Im Hintergrund erkennt man schon den Patscherkofel mit seinem Sendemast – noch weit entfernt
Die malerische Pfarrkirche in Rinn – der Turm romanisch, das Kirchenschiff barock

In Sistrans wollten wir eigentlich zu Mittag essen, aber ein Einheimischer verriet uns, dass es auch in Fremdenverkehrsgebieten nicht viel anders sei als bei uns: Es sterben die Gasthäuser. So deckten wir uns beim Mini Mal mit einer kleinen Brotzeit ein, und ich nutzte die Mittagspause zu einem Video-Telefonat mit Lisa, die leider in Regensburg im Homeoffice arbeiten musste. Ein Spruch an einem der alten Bauernhäuser passte zu dieser Situation: „Nimm die Arbeit nicht als Last, danke dem Herrgott, dass Du sie hast“. Da ist etwas Wahres dran. Wir hatten viel Spaß bei unserem kleinen Austausch, so mit Bild und Umgebung, und werden das bald wieder machen.

Kurz vor Sistrans hatten wir übrigens unser heutiges gutes Werk schon vollbracht: In einem Garten ließ ein laufender Wasserhahn den Garten langsam absaufen. Wir bemühten uns um den Eigentümer, aber unten war niemand anzutreffen. Durch lautes Rufen machten wir uns dann doch so bemerkbar, dass der Besitzer auf die Situation aufmerksam wurde. Der Schlauch hatte sich von der Schelle gelöst und nicht das Schwimmbecken geflutet, sondern den Garten. Ohne unser Eingreifen wäre er sicher wie Noah auf seiner Arche schon davongetrieben worden.

Hebe Deine Augen auf – Wanderung durch die herrliche Welt der Berge…

Nach Sistrans nahmen wir den Weg in Richtung Patsch, denn auch Lans konnten wir zeitsparend umgehen. Im Wald begenete uns ein Ehepaar aus Patsch, die gerade Waldhimbeeren zupften. Angesichts der Waldhimbeeren, die wir bei unseren Vorbereitungswanderungen gesehen hatte, waren die mickrig, aber nicht weniger aromatisch. Die beiden beschrieben uns den weiteren Weg so exakt, dass wir GPS getrost vergessen konnten. Wir trafen die beiden später zufällig wieder in unserem Quartier.

Der Patscherkofel kommt immer näher…

Wir nahmen den Weg durch den Wald und traten kurz vor der Patscherkofelbahn wieder ins Freie. Dort trafen wir auf die Römerstraße, der wir nach Patsch folgten. Übrigens: Auch die Bobbahn von Igls war gar nicht weit.

Selbst die Römer nahmen bereits diesen Pfad. Im Mittelalter wurde der Weg zum Salztransport benutzt
Übrigens. Im Wald vor Patsch gab es viele reife Blaubeeren, die wir uns munden ließen.

Nach einem längeren Marsch durch den Wald erreichten wir unser heutiges Ziel:Patsch. Unterkunft fanden wir im Grünwalderhof, der von seiner Terrasse aus einen herrlichen Blick ins Stubaital eröffnet. Auch die Europabrücke und deren Einhausung ist von hier oben zu erkennen. Wir sind auf 1000 Metern Meereshöhe angelagt, und so oft wie heute hatten wir die Augen nie zu den Bergen erhoben, wie es der Psalm 121 vorgibt.

Ein herrlicher Blick ins Stubaital, im Hintergrund das 3.500 Meter hohe Zuckerhütl. Hier liegt das ganze Jahr über Schnee. Im Vordergrund über dem Wäldchen ist als grüner Strich die Einhausung der Europabrücke zu sehen. Übrigens – wir sehen gleichzeitig von unserem Domizil aus die Zugspitze!!